Sehr geehrte Damen,

vielen Dank für Ihr Schreiben, auf das ich Ihnen gerne antworten möchte. Dabei gehe ich selbstverständlich nicht auf die Situation aller Redaktionen von Hubert Burda Media ein (wo mehr Frauen als Männer Chefredakteursposten besetzen), sondern entsprechend meiner Funktion als Geschäftsführer der Burda News Group auf das von Ihnen implizit erwähnte Nachrichtenmagazin FOCUS und dessen Schwesterpublikationen.

Wenn Sie mir jedoch vorab eine persönliche Einschätzung erlauben: Ich finde Ihre Initiative hilfreich, da sie darauf aufmerksam macht, welche Chance sich viele Arbeitgeber entgehen lassen. Die Chance nämlich, aus einer soziodemographisch vielfältig gestalteten Belegschaft größten Nutzen zu ziehen. Hier gesellschaftlichen Druck aufzubauen, ist sicherlich richtig. Für falsch halte ich hingegen eine gesetzliche Quotenregelung, da Mitarbeiter meiner Meinung nach ausschließlich anhand von Qualifikation und Eignung ausgewählt werden sollten – und nicht aufgrund ihres Geschlechts. Auch gibt es journalistische Segmente, bei denen uns eine unausgewogene Geschlechterverteilung innerhalb der Redaktionen nicht beunruhigen sollte. Dabei denke ich zum Beispiel an Männer- oder Modemagazine. Wenn ich Ihren Vorstoß richtig verstehe, sorgen Sie sich aber ohnehin vor allem um Publikationen zum aktuellen Zeitgeschehen.

In Bezug auf die FOCUS-Familie sind diese Sorgen unbegründet. Wir glauben fest daran, von gemischten Besetzungen auf allen Hierarchieebenen nur profitieren zu können, und setzen diese Überzeugung sowohl im Verlagsbereich als auch in den Redaktionen konsequent um.

Sie behaupten, “auch in den Redaktionen der Nachrichtenmagazine stehen fast ausschließlich Männer an der Spitze”. Mir sind nur zwei deutsche Nachrichtenmagazine bekannt, und zumindest für eines davon, den FOCUS, ist dies unzutreffend: 36 Prozent der Führungskräfte sind hier weiblich, unter den drei Mitgliedern der Chefredaktion und unter den drei CvDs befindet sich jeweils eine Frau. Diese Zahlen entstammen nicht meiner eigenen Zählung, sondern wurden gerade in dieser Woche von unserem Betriebsrat präsentiert (dem eine Frau vorsitzt).

FOCUS hat Ihre Forderung, innerhalb der kommenden Jahre 30 Prozent der redaktionellen Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, also bereits umgesetzt. In den Redaktionen der weiteren FOCUS-Titel sind die Geschlechter nicht so ausgeglichen repräsentiert wie im gesamten FOCUS Magazin Verlag, wo 52 Prozent der Angestellten Frauen sind. Das ist wohl auch auf die thematische Ausrichtung der beiden Zeitschriften zurückzuführen. Bei FOCUS-MONEY sind weniger als 30 Prozent der Redaktionsmitglieder weiblich, bei FOCUS-SCHULE wiederum weniger als 30 Prozent männlich. Den Ruf nach Einführung einer Frauen-Quote bei FOCUS-MONEY hielte ich aber ebenso für unnötig wie jenen nach einer Männer-Quote bei FOCUS-SCHULE.

Ich denke also, die von Ihnen berechtigterweise angestoßene Diskussion ist in der FOCUS-Familie obsolet. Nichtsdestotrotz ist es zu begrüßen, dass Sie dieses wichtige Thema mit einer so starken Allianz aufs Tapet gebracht haben. Dafür möchte ich Ihnen danken.

Mit freundlichen Grüßen

Burkhard Graßmann

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