Hamburg, 27. Juni 2014 Die Journalisteninitiative ProQuote zieht zur Halbzeit ihrer Existenz positive Bilanz: Mindestens 87 Medienfrauen sind seit März 2012 aufgestiegen, 43 von ihnen bis in die Chefredaktionen bzw. Programmleitungen.

„Wir haben den deutschen Journalismus nachhaltig verändert“, sagt ProQuote-Vorsitzende Annette Bruhns. Am 28. Februar 2012 hatten 350 Journalistinnen mindestens 30 Prozent Medien-Chefinnen gefordert – bis 2017. Mit Marion Horn leitet jetzt eine Frau sogar eine der auflagenstärksten Zeitungen: die „BILD am Sonntag“. Und die künftige Chefredakteurin der „Wirtschaftswoche“, Miriam Meckel, ist ProQuote-Frau der ersten Stunde.

Bei fünf von acht Leitmedien stieg der Frauenführungsanteil sprunghaft an: bei „Zeit“, „Spiegel“, „Süddeutsche“, „stern“ und „BILD“ (nachzuklicken unter: www.pro-quote.de/ kamelerennen). ProQuote vergleicht dabei den Frauenmachtanteil: Führungsköpfe werden nach Hierarchieebenen gewichtet (Rechenbeispiel: www.pro-quote.de/kleine-kais). „Die „Zeit“ erfüllt mit 36 Prozent Frauenmachtanteil bereits unsere Minimalforderung“, lobt Bruhns. „Andere Medien sollten dringend nachziehen: Der positive Zusammenhang zwischen mehr Entscheiderinnen und mehr Leserinnen liegt auf der Hand.“ Konkret beträgt der Machtanteil der Journalistinnen beim stern 24, bei BILD 23, beim SPIEGEL 19, bei Focus, FAZ und SZ je 15 Prozent. Die Rote Laterne geht an die „Welt“ mit 11 Prozent.

Morgen Abend wird ProQuote beim „Bergfest“ in Berlin neue „Preise mit Gefühl“ überreichen. Die wichtigste Trophäe, die „Weise Eule“, geht an die Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg. „Dagmar Reim hat ProQuote von Beginn an Gewicht und Namen verliehen“, so Bruhns, „und sie hat gehandelt. Der Frauenführungsanteil liegt beim RBB heute bei 42,3 Prozent – und damit ist der RBB Vorreiter unter allen ARD-Sendern in Sachen Gleichstellung.“

Kurt Kister, Chefredakteur der Süddeutschen, darf den „Ungeküssten Frosch“ abholen – damit er nicht mehr über Frauenpower nur berichten lässt, sondern sie auch selbst in Anspruch nimmt. „Dass ausgerechnet bei der liberalen SZ gerade mal jede sechste Führungskraft eine Frau ist, macht fassungslos“, so Bruhns.

Einen Sonderpreis erhält Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart. Die Figur heißt „Betender Gartenzwerg“ und war die Antwort des Künstlers Otmar Hörl auf „Wir-sind-Papst“. Steingart ist Deutschlands oberster Quotenprediger: Er kündigte sie beim Handelsblatt bereits 2011 an und redet den Arbeitgebern in seinen „Morning Briefings“ regelmäßig in diesem Sinne ins Gewissen. In den Chefredaktionen des Handelsblatts – Print, Online, App – sind indes bis heute acht Männer unter sich, darunter seit neustem Quotenfeind Thomas Tuma. „Trotzdem haben wir den Zwerg in Grün bestellt: Steingart hat mit Miriam Meckel die erste Chefredakteurin für die „Wirtschaftswoche“ gewonnen“, so Bruhns hoffnungsvoll.

Fazit der Vorsitzenden: „ProQuote hat viel erreicht. Aber ohne feste Quoten stehen diese Etappenerfolge auf Treibsand. Auf alle heute mit Frauen besetzten Spitzenposten lauern schon potenzielle männliche Nachfolger.“ Die Anwärter können in der Regel von Mann zu Mann netzwerken: 95 Prozent aller Zeitungschefs sind noch immer männlich – genau wie zehn der zwölf Senderintendanten.

Die komplette Pressemappe können Sie hier herunterladen.

Die Begründung der Jury für die Preise finden Sie hier.

Querverweis: Mit dem Begriff Frauen* beziehen wir uns auf alle Personen, die sich als Frauen identifizieren oder von der Gesellschaft als Frauen gelesen werden, einschließlich Transfrauen, Intersexuellen, Nonbinary Personen und allen, die sich mit dem weiblichen Spektrum identifizieren, um die Vielfalt und Komplexität von Geschlechtsidentitäten anzuerkennen und einzuschließen.

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