ARD zur Causa Mischke: Zentrale Forderungen bleiben unbeantwortet

Hamburg, 16. April 2025 – Die ARD hat im Fall Thilo Mischke erste Konsequenzen gezogen. Ein Anfang, findet ProQuote Medien – aber längst nicht ausreichend, um die tief verankerten strukturellen Probleme zu beheben, die dieser Fall offengelegt hat. Dass die Verantwortlichen bei titel thesen temperamente (ttt) Thilo Mischke trotz sexistischer Passagen in seinen Büchern und irritierender Aussagen in der Öffentlichkeit (ihm wurden Sexismus, Rassismus und Ableismus vorgeworfen) als Moderator engagieren wollten, zeigt erneut, wie stark patriarchale und diskriminierende Strukturen in der Medienbranche verankert sind. Die bisherigen Maßnahmen der ARD hält ProQuote Medien für unzureichend. Seit Bekanntwerden der Causa Mischke im Dezember 2024 fordern wir: Bis heute sind diese Forderungen nicht erfüllt worden. Laut DWDL stellt die ARD ihre Kultursendung nun neu auf und räumt Fehler ein. “Einzelmaßnahmen reichen nicht aus”, sagt Corinna Cerruti, Vorstandsvorsitzende von ProQuote Medien. “Wer es ernst meint mit Gleichstellung und Verantwortung, muss die strukturellen Ursachen angehen. Die Aufarbeitung der ARD wirkt bislang eher wie Symptombehandlung.“ Wir erkennen Fortschritte an – als Schritt, nicht als Ziel Die klare Zuständigkeit des MDR für „ttt“ schafft bessere Transparenz und Verantwortlichkeit. Neue Kriterien für Castingprozesse können zu mehr Fairness führen – vorausgesetzt sie werden konsequent angewendet und überprüft. ProQuote Medien begrüßt diese Ansätze, betont jedoch: Sie dürfen nicht das Ende einer Debatte markieren, sondern müssen müssen der Ausgangspunkt echter systemischer Veränderungen sein. Es braucht echte strukturelle Reformen, damit sich ein solcher Fall nicht wiederholt.
ProQuote Medien fordert NDR-Verwaltungsrat auf, historische Chance nicht verstreichen zu lassen

Hamburg den 11. April 2025 – Die Nachfolge der NDR-Intendanz ist weiter offen: Wer beerbt Joachim Knuth? Bislang hat es in der Geschichte des Norddeutschen Rundfunks noch keine Frau an die Spitze geschafft. Gerade erst hat Sandra Harzer-Kux als einzige Kandidatin zwar die Mehrheit, jedoch nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Rundfunkrat erhalten – und wird somit nicht die erste NDR-Intendantin. Damit hat der Rundfunkrat bereits eine historische Chance verstreichen lassen: Er hätte zeigen können, dass der NDR eine Gleichstellung der Geschlechter nicht nur in der Theorie begrüßt, sondern auch an der Spitze umsetzt. Der Verein ProQuote Medien fordert, dass endlich eine Intendantin in der langen Liste männlicher Intendanten folgt. Der Verwaltungsrat hatte in einem mehrstufigen Bewerbungsverfahren am Ende eine Frau und zwei Männer in der engeren Auswahl – aus ihnen hat der Rat dann Sandra Harzer-Kux vorgeschlagen. Wird der nächste Vorschlag also einer der zwei Männer, die zuvor knapp scheiterten? Der Verwaltungsrat hat laut Rundfunkstaatsvertrag jetzt einen Monat Zeit, um dem Rundfunkrat einen neuen Kandidaten oder eine neue Kandidatin vorzuschlagen. „Sollte er sich für einen der zwei Männer entscheiden“, so Rebekka Gorges, stellvertretende Vorsitzende von ProQuote Medien, „ist dies ein deutliches Zeichen nach außen, dass Geschlechtergerechtigkeit für diese NDR-Spitzenposition offenbar keine wichtige Rolle spielt.“ Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit 2021 die „tageszeitung“. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen. Nähere Informationen: www.pro-quote.de, E-Mail: presse@pro-quote.de.
Verkauf von Frauentiteln: ProQuote kritisiert Bertelsmann und appelliert an Funke

Hamburg den 25. März 2025 – Bertelsmann verkauft den Großteil seiner verbliebenen Zeitschriftensparte Gruner & Jahr: Mit Bestürzung hat ProQuote Medien den Verkauf der renommierten Zeitschriftentitel Brigitte, Gala und Eltern an die Funke Mediengruppe aufgenommen. Betroffen sind rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter überproportional viele Frauen. Diese journalistischen Marken werden vorwiegend von Frauen für Frauen gemacht, häufig mit Frauen in Führung. „Dass ausgerechnet diese Titel verkauft werden, ist bezeichnend und wird der journalistischen Verantwortung von Bertelsmann nicht gerecht“, so ProQuote Medien Vorstandsvorsitzende Corinna Cerruti. Noch hat das Kartellamt der Übernahme nicht zugestimmt. Bei Zustimmung sollen die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter laut Bertelsmann alle mit ihren bestehenden Arbeitsverträgen bei Funke übernommen werden. Bei der Belegschaft herrscht nun große Unsicherheit, was den Arbeitsplatz angeht, wie ProQuote aus Insiderkreisen erfahren hat. Die Mitarbeitenden befürchten langfristig die Zusammenlegung von Redaktionen und damit einhergehende Kündigungen. Der Schritt sei außerdem überraschend gekommen, erst im Januar waren die Redaktionen in einen neuen Standort in Hamburg umgezogen, arbeiteten dort zuversichtlich an der Zukunft der Marken. Auch die Art der Kommunikation sorgt für Unmut, wie ProQuote aus den betroffenen Redaktionen erfuhr: So wurde etwa ein erster Kennenlerntermin mit Funke auf den Nachmittag gelegt – wenn zahlreiche Teilzeitkräfte wegen Care-Arbeit nicht teilnehmen können. „Diese Mitarbeitenden – häufig Frauen – nicht mitzudenken, ist enttäuschend und rückwärtsgewandt”, so Corinna Cerruti. ProQuote Medien appelliert deshalb an die Funke Mediengruppe: „Nehmen Sie die Verantwortung ernst und schützen Sie den von Frauen gemachten Journalismus für die Zeitschriftenvielfalt in Deutschland! Sichern Sie deshalb langfristig die Arbeitsplätze der engagierten Kolleginnen.” Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit 2021 die „tageszeitung“. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen. Nähere Informationen: www.pro-quote.de, E-Mail: presse@pro-quote.de.
Weniger Frauen in Führung – Abwärtstrend des Frauenmachtanteils in Deutschlands Leitmedien geht weiter

ProQuote Medien spricht von einem „alarmierenden Signal“ Auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in Deutschlands Print- und Online-Leitmedien geht es Die Geschlechtergerechtigkeit ist innerhalb deutscher Print- und Online-Leitmedien rückläufig. Diesen Trend beobachtet ProQuote Medien auch bei der aktuellen Zählung: Erneut ist der durchschnittliche Frauenmachtanteil in den journalistischen Führungspositionen gesunken und beträgt nun nur noch 38,0 Prozent. Im Vergleich zum Juli 2024 sind das 0,7 Prozentpunkte weniger. „Das erneute Absinken des Frauenmachtanteils ist ein alarmierendes Signal. Verlage müssen sich ihrer Verantwortung stellen, die Medienlandschaft gleichberechtigter und diverser zu gestalten“, fordert ProQuote-Vorständin Edith Heitkämper, „Vielfalt in Führungsspitzen ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch der Qualität und Zukunftsfähigkeit unserer Medien.“ Bei der Rangfolge der untersuchten Medien zeigen sich nur geringe Verschiebungen: Die taz liegt mit 64,5% klar an der Spitze. Bildete im Juli 2024 noch die FAZ das Schlusslicht, ist es nun der Focus mit 22,7%, dieser Trend beim Focus zeigte sich bereits im Juli 2024. Gleichgeblieben sind die Süddeutsche und die ZEIT. Verbessern konnte sich der SPIEGEL auf 43,3% und die BILD auf 38,1%. Der Stern verzeichnet mit fünf Prozentpunkten den größten Machtverlust und ist nun auf Platz 5, dicht gefolgt von der Welt mit minus 3,1 Prozentpunkten. „Wenn die Zahlen zurückgehen, weil wir den Blick auf Frauen in Führung in deutschen Medien nicht mehr für so wichtig erachten, wird uns das auf die Füße fallen,“ so Edith Heitkämper, „Die Relevanz dieses Themas zeigt sich in diesen Tagen besonders deutlich, wenn wir auf die internationalen politischen Entwicklungen blicken. Für eine Berichterstattung in Zeiten von Fake News brauchen wir Qualität und Glaubwürdigkeit – und die gibt es, wenn Führungsetagen der Medienhäuser auf größere Vielfalt setzen.“ Die Werte von Januar 2025 im Einzelnen: Rang Redaktion Gewichteter Frauenmachtanteil Veränderung zu Juli 2024 Rang im Juli 2024 1. taz 64,5% -0,6% 1. 2. Süddeutsche Zeitung 45,3% 0,3% 2. 3. Der Spiegel 43,3% 1,1% 4. 4. Die Zeit 40,1% 0% 5. 5. Stern 38,4% -5,1% 3. 6. Bild 38,1% 1,8% 6. 7. Die Welt 24,5% -3,1% 7. 8. FAZ 24,3% 0,9% 9. 9. Focus 22,7% -2,3% 8. Rennen im neuen Fenster öffnen Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit 2021 die „tageszeitung“. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen. Nähere Informationen: www.pro-quote.de, E-Mail: presse@pro-quote.de.
ProQuote Medien fordert Konsequenzen und Transparenz in der Causa Mischke

Hamburg, 07. Januar 2025 – Als Netzwerk, das für Gleichberechtigung und Diversität in den Medien einsteht, fordert ProQuote nicht nur eine öffentliche Entschuldigung von ttt, sondern auch konkrete Maßnahmen zur Aufarbeitung und Prävention. Wir fordern: Der Umgang von titel thesen temperamente (ttt) mit der Besetzungsentscheidung rund um Thilo Mischke hat einmal mehr die tief verankerten patriarchalen und diskriminierenden Strukturen in der Medienbranche offengelegt. Trotz berechtigter Kritik an Mischkes Vergangenheit – die sexistische Aussagen und die Befürwortung von sexualisierter Gewalt einschließt – reagierte die Redaktion zunächst zögerlich und letztlich ohne echte Selbstreflexion. Den entscheidenden Wendepunkt brachte der öffentliche Druck: Nachdem am 19.12.2024 ttt Mischke als neuen Moderator bekannt gab, veröffentlichten die Journalistinnen Annika Brockschmidt und Rebekka Endler gemeinsam mit Anja Rützel am 23.12.2024 die Podcastfolge “Causa TTThilo Mischke” in ihrem Podcast Feminist Shelf Control. In dieser Folge beleuchtet der Podcast die problematischen Hintergründe von Mischkes Büchern und diversen Aussagen sowie die Verantwortung von ttt, sich klar gegen solche patriarchalen Strukturen zu positionieren. Doch erst am 02.01.2025, als sich prominente Kulturschaffende in einem offenen Brief an die ARD wandten und eine Zusammenarbeit mit ttt unter diesen Umständen ausschlossen, handelten die Verantwortlichen. Letztendlich entschied sich ttt, Mischke doch nicht als Moderator einzusetzen. Anstatt Verantwortung für diese Fehlentscheidung zu übernehmen, veröffentlichte ttt eine Erklärung auf Instagram, die den Fokus darauf legt, „einen weiteren Rufschaden von ttt und Thilo Mischke abzuwenden“ – ein Schlag ins Gesicht all jener, die für eine diskriminierungskritische und reflektierte Medienlandschaft kämpfen. Image-Schachzug statt ernsthafte Reflexion Diese Entscheidung macht deutlich: Es ging nicht um eine kritische Auseinandersetzung mit eigenen Werten oder eine ernsthafte Reflexion über die Reproduktion sexistischer, rassistischer und patriarchaler Strukturen. Stattdessen handelte es sich um einen reinen Image-Schachzug, der den Druck von außen abfedern sollte. Eine echte Entschuldigung? Fehlanzeige. Besonders irritierend ist die Aussage der ARD-Programmdirektorin Christine Strobl, die die „Debatte um Mischke“ als problematisch bezeichnet und zur „normalen Debattenkultur“ zurückkehren möchte. Diese Worte wirken wie ein weiterer Versuch, bestehende Machtverhältnisse zu verteidigen und die Kritik an struktureller Diskriminierung als unangemessen darzustellen. Doch was ist in diesem Kontext „normal“? Wer definiert diese Norm? Aus intersektional feministischer Perspektive ist klar: „Normale Debattenkultur“ ist zu oft ein Synonym für weiße patriarchale “Bro Culture”, wie schon Mareice Kaiser dieses Phänomen treffend betitelte. Die Stimmen marginalisierter Gruppen werden unterdrückt und ein kritisches Hinterfragen von Machtstrukturen im Keim erstickt. Die Causa Mischke ist ein Symptom eines viel größeren Problems. Solange Medienschaffende die Verantwortung für ihre Entscheidungen meiden und Kritik mit Begriffen wie „Debattenkultur“ delegitimiert wird, wird sich an den bestehenden Strukturen nichts ändern. Es ist an der Zeit, echte Verantwortung zu übernehmen und diskriminierungssensible, inklusive Räume in der Medienwelt zu schaffen. ProQuote fordert Konsequenzen und TransparenzAls Netzwerk, das für Gleichberechtigung und Diversität in den Medien einsteht, fordert ProQuote nicht nur eine öffentliche Entschuldigung von ttt, sondern auch konkrete Maßnahmen zur Aufarbeitung und Prävention.
ProQuote Talk: Mach dich selbst zur Marke

Wir treffen Journalistin, Bestseller-Autorin und ProQuote-Mitglied Alexandra Zykunov und sprechen mit ihr darüber, wie sie als Journalistin zur Marke wurde. Und zwar am Dienstag, 10. Dezember, um 20 Uhr via Zoom Meeting-ID: 838 5110 4185 Kenncode: 320622 Nach diesem ProQuote Talk wisst ihr Und natürlich könnt ihr sie mit euren Fragen rund um Tipps für Insta und ihre Person löchern! Alexandra Zykunov wurde 1985 in Belarus geboren. Im Alter von acht Jahren zog sie nach Deutschland und wuchs in Berlin auf. Sie hat die Springer-Journalistenschule besucht und arbeitet bei der „Brigitte“, wo sie unter anderem die „Brigitte Be Green“ mitgegründet und geleitet hat. Ihr Buch „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“ hielt sich sechs Monate auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Ihr folgen auf Instagram über 66.000 Menschen. Der Talk wird von ProQuote-Vorständin Sarah Stendel moderiert und ist exklusiv für ProQuote Mitglieder. Bitte tretet dem Zoom-Meeting daher mit eurem echten Namen bei. Wir freuen uns auf den Abend mit Alex – und mit euch!
Neue Studie von ProQuote Medien: Führungsfrauen in den Medien – Wie Care-Arbeit und fehlende Förderung den Weg nach oben erschweren

Berlin, 9. Oktober 2024 – In den Führungsetagen deutscher Redaktionen haben nach wie vor hauptsächlich Männer das Sagen – obwohl der Frauenanteil im Journalismus seit vielen Jahren ansteigt. Woran liegt es, dass sich die ungleiche Machtverteilung zwischen den Geschlechtern so hartnäckig hält? Und was muss geschehen, damit sich das ändert? Diese Fragen untersucht die qualitative Studie von ProQuote Medien: „Führungsfrauen in den Medien: der harte Weg nach oben“. Sie wird heute in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Studie analysiert zunächst die aktuelle Situation der Journalistinnen: Demnach geht die Schere zwischen den Karriereverläufen von Journalistinnen und Journalisten vor allem in der Altersspanne zwischen 30 und 39 Jahren auseinander. In dieser Zeit übernehmen Männer deutlich häufiger leitende redaktionelle Positionen als Frauen. Journalistinnen sind zugleich stärker in der Care-Arbeit für Kinder und Angehörige engagiert als Journalisten. Diese Erkenntnisse basieren auf quantitativen Befunden der repräsentativen Journalist*innen-Befragung „Worlds of Journalism“ des Leibniz-Instituts für Medienforschung. “Das ist das entscheidende Jahrzehnt, in dem Männer ihre Karriere ausbauen und viel zu viele Frauen zerrissen sind zwischen Job und junger Familie”, so ProQuote-Vorstandsvorsitzende Corinna Cerruti. “Die Studie zeigt, dass genau hier Verlage und Medienhäuser ansetzen sollten, wenn sie qualifizierte Frauen in Führung halten möchten: Durch konkrete Angebote wie flexibler Arbeitszeit und Kinderbetreuung und Vorbildern im Unternehmen, die zeigen, dass Care-Arbeit nicht automatisch Frauensache ist, sondern auf beide Partner verteilt wird.” Um die neuralgischen Punkte in weiblichen Karrierebiografien genauer zu untersuchen, hat das Studienteam in einer qualitativen Untersuchung 30 führende Journalistinnen aus regionalen und überregionalen Medien interviewt. Die anonymisierten Gespräche wurden anschließend softwaregestützt ausgewertet. Im Ergebnis zeigen sich deutliche Muster: So schildert ein Großteil der befragten Frauen, dass sie keinen Karriereplan verfolgt haben. Die meisten sind durch Kolleg*innen oder Chef*innen ermutigt worden, sich für eine verantwortliche Position zu bewerben. Obwohl es ihnen nicht an Selbstvertrauen für ihre Leistung mangelt, berichten viele der Journalistinnen über große Selbstzweifel, wenn es darum geht, Positionen mit Verantwortung zu übernehmen. “Diese Wahrnehmung deckt sich mit vielen Beispielen, die uns bei ProQuote Medien erreichen”, so Vorständin Edith Heitkämper, “Frauen trauen sich oft nicht, sich proaktiv auf eine Führungsstelle zu bewerben, wenn sie nicht in allen Punkten den Anforderungen entsprechen. Umso wichtiger ist es, dass Frauen im Journalismus zahlreich an die Spitze gelangen. Damit erfolgreiche Führungsfrauen in den Medien keine Exotinnen sind, sondern die Normalität abbilden.” Strukturelle Förderung, etwa durch eine kontinuierliche, systematische Entwicklung von Nachwuchsführungskräften, Frauen-Netzwerke oder Mentoring-Programme, haben die Interviewpartnerinnen kaum erhalten. Hingegen berichten sie mehrheitlich von geschlechtsspezifischen Hürden auf ihrem Karriereweg wie Problemen bei der Rückkehr nach der Elternzeit oder Sexismus am Arbeitsplatz. Zudem erweist es sich als große Herausforderung, Führungsaufgaben und Familie miteinander zu vereinbaren, auch wenn viele Medienhäuser inzwischen zeitlich und örtlich flexibles Arbeiten ermöglichen.Die Leiterinnen der Studie, Susanne Lang und Anna von Garmissen, verweisen auf eine hohe Teilnahmebereitschaft unter den angefragten führenden Journalistinnen in Print, Rundfunk und Onlinemedien: „Das Bedürfnis, die persönlich erlebten Erfahrungen zu teilen, um anderen Frauen ihre Karriere im Journalismus zu erleichtern, war in vielen Interviews deutlich zu spüren.“ Aus den Gesprächen leitet ProQuote Medien sieben Handlungsempfehlungen ab. Sie zielen darauf ab, die strukturelle Entwicklung weiblicher Führungskräfte im Journalismus, die Vereinbarkeit und die Unternehmenskultur in Medienhäusern zu verbessern. Corinna Cerruti und Edith Heitkämper von ProQuote Medien diskutieren die Ergebnisse am heutigen Mittwoch im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin mit Bundesfrauenministerin Lisa Paus, mit Bascha Mika, der ehemaligen Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, Journalismusforscherin Prof. Dr. Wiebke Loosen und Marie-Louise Timcke, Leiterin Datenjournalismus bei der Süddeutschen Zeitung. Zitate der Panelistinnen: Bundesfrauenministerin Lisa Paus: “Die Studie zeigt: Es gibt Fortschritte auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit im Journalismus. Aber auch, dass wir noch längst nicht am Ziel sind. In Redaktionen, Sendern, Verlagen verdienen Journalistinnen mehrere Hundert Euro weniger als Journalisten. Und da, wo die Entscheidungen fallen, sitzen mehrheitlich Männer am Tisch. Ich unterstütze, dass Lohntransparenz auch bei den Medien als Arbeitgeber Realität wird. Und dass Medienhäuser ihr Personal so entwickeln, dass Frauen in Führungspositionen keine Ausnahme mehr sind. Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen ist ein Beitrag zur Qualität im Journalismus. Ich bin dankbar, dass Akteurinnen wie ProQuote unermüdlich Machtstrukturen hinterfragen und Transparenz einfordern. Sorgen wir dafür, dass der Weg für die nächste Generation von Frauen in den Medien gerechter wird!“ Marie-Louise Timcke, Leiterin Datenjournalismus bei der Süddeutschen Zeitung: “Gehalt und Karrierechancen sollten von Fähigkeiten und Entwicklungspotenzial abhängen – nicht von den Reproduktionsorganen.“ Bascha Mika, ehemaligen Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau:“In deutschen Medien wird viermal mehr über Männer als über Frauen berichtet. Woran das wohl liegt? Könnte es vielleicht sein, dass sich in den Redaktionen noch immer zu viel Testosteron breit macht und Frauen die Luft zum Atmen und zum Entscheiden fehlt?“ Prof. Dr. Wiebke Loosen, Medienwissenschaftlerin Leibniz Institut für Medienforschung, Hamburg: “Es darf nicht allein die Frage des individuellen Durchsetzungsvermögens sein, ob Frauen im Journalismus strukturelle Hürden überwinden können.Die Forschung zeigt, dass diese Hürden noch bestehen. Wir sollten nicht allein den Benachteiligten die Veränderung dieser Strukturen aufbürden. Das muss im geteilten Interesse und eine Aufgabe von allen Beteiligten sein. “ ProQuote-Vorstandsvorsitzende Corinna Cerruti: „Seit zwölf Jahren kämpfen wir dafür, Frauen in den Medien sichtbarer zu machen und besser zu vernetzen. Es ist 2024 – doch statt Fortschritt sehen wir Rückschritte. Das muss sich ändern! Wer an den Schalthebeln der Macht sitzt, kann die Weichen für echte Gleichberechtigung stellen. Nur durch moderne Führungskultur, flexible Arbeitszeitmodelle und echte Vielfalt in den Chefetagen wird der Journalismus die Gesellschaft in ihrer ganzen Breite repräsentieren.” Ein PDF der 60-seitigen Studie steht ab sofort zum Download auf www.pro-quote.de/studien/ zur Verfügung. Die Studie wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert. Über ProQuote Medien: Der gemeinnützige Verein besteht aus Journalist*innen, Medienschaffenden und Unterstützer*innen. Gegründet wurde er 2012, um die Sichtbarkeit von Frauen in den Medien zu erhöhen. Heute setzt sich ProQuote Medien dafür ein, nicht-männliche Perspektiven im Journalismus abzubilden – für eine vielfältige Medienlandschaft, eine gerechte Machtverteilung im Journalismus und mehr Frauen an der Spitze.
Neue Studie von ProQuote Medien, Einladung zur Pressekonferenz am 9. Oktober, 14 Uhr

ProQuote Medien stellt in Anwesenheit von Bundesfrauenministerin Lisa Paus neue Ergebnisse der Studie vor. „Führungsfrauen in den Medien: Der harte Weg nach oben„Eine qualitative Studie weiblicher Karrierebiografien im Journalismus. Wie ist Frauen der Weg an die Spitze von Redaktionen oder einzelnen Ressorts und Abteilungen in Medienhäusern gelungen? Mit welchen Hindernissen waren und sind sie konfrontiert? Und welche Motivation haben sie, eine Führungsposition und die damit verbundene Verantwortung zu übernehmen? Diese Fragestellungen stehen im Zentrum dieser qualitativen Studie. Präsentation der Studie: Anna von Garmissen, Susanne Lang Die Ergebnisse werden anschließend diskutiert von Moderation: Leonie Schwarzer, RBBAnmeldung unter: presse@pro-quote.de
Frauenmachtanteile in Deutschlands Leitmedien erstmals seit zehn Jahren rückläufig

Die Entwicklung der Geschlechtergerechtigkeit innerhalb deutscher Leitmedien ist ins Stocken geraten: In der aktuellen Zählung der journalistischen Führungspositionen erreichen die neun vom Verein ProQuote Medien regelmäßig ausgewerteten Redaktionen einen durchschnittlichen Frauenmachtanteil von 38,7 Prozent. Im Februar dieses Jahres lag der Mittelwert des Panels noch bei 39,5 Prozent. Damit ist er erstmals seit zehn Jahren gesunken. Die Trendumkehr hatte sich bereits in den vergangenen Untersuchungen angedeutet, bei denen teilweise bereits eine Stagnation festgestellt worden war. In der Rangfolge der untersuchten Medien gibt es nur leichte Verschiebungen: Nach wie vor liegt die taz mit einem stabilen Frauenmachtanteil von 65,1 Prozent an der Spitze des Feldes, während die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung(23,4%) zum siebten Mal in Folge das Schlusslicht bildet. Die höchsten Machtverluste für Journalistinnen – fünf Prozentpunkte – wurden beim Focus ermittelt, gefolgt von Spiegel und Zeit. Stern, Welt und SZ konnten sich leichtverbessern. „Unsere aktuellen Zahlen zeigen: Gleichberechtigung ist kein Selbstgänger“, so ProQuote-Vorständin Edith Heitkämper, „Medienhäuser und Verlage dürfen jetzt nicht nachlassen. Noch sind wir nicht bei 50:50. Wir von ProQuote bleiben dran und beobachten weiter, wieviele Frauen im Journalismus an die Spitze kommen, setzen uns ein für Gleichberechtigung und Diversität. Das ist kein Luxus sondern eine Frage der Gerechtigkeit.“ Die Werte von Juli 2024 im Einzelnen: Rang Redaktion Gewichteter Frauen-machtanteil Veränderungzu Jan 2024 (in %) Rang im Jan 2024 1. taz 65,1% 0 1 2. Süddeutsche 45,0% ↑ + 0,2 2 3. Stern 43,5% ↑ + 1,4 4 4. Spiegel 42,2% ↓ – 2,1 3 5. Zeit 40,1% ↓ – 2,0 5 6. Bild 36,6% ↓ – 0,3 6 7. Welt 27,6% ↑ + 1,2 8 8. Focus 25,0% ↓ – 5,0 7 9. FAZ 23,4% ↓ – 0,5 9 Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit 2021 die „tageszeitung“. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen.Nähere Informationen: www.pro-quote.de, E-Mail: presse@pro-quote.de.
Website für alle: ProQuote Medien positioniert sich für mehr Diversität

Hamburg, 18. Juli 2024 – ProQuote Medien verstärkt die Ausrichtung auf Vielfalt: Der Verein modernisiert nicht nur seinen Web- und Social-Media-Auftritt, sondern auch seine Mission. ProQuote Medien bleibt seinem Ziel treu: Seit 2012 stärkt der Verein die Relevanz und Sichtbarkeit von Frauen in Medien-Berufen. Neu ist der Fokus darauf, die Medienlandschaft diverser und inklusiver zu gestalten. Guter Journalismus braucht mehr als eine Perspektive „Wir brauchen Amehr als nur die immer gleiche männliche Perspektive im Journalismus“, sagt Vorständin Liske Jaax. „Unser Ziel ist es, dass Frauen mit Behinderung, jeden Alters, jeder Herkunft, jeder Religion, jeder Klasse und Frauen aus der LGBTQAI+ Community Raum für ihre Geschichten bekommen und in Führungspositionen mitgestalten können. Diese Perspektiven kommen viel zu selten vor.“ Vorständin Fatima Remli ergänzt: „Menschen, die wir als Gesellschaft gerne als Minderheiten bezeichnen, machen längst einen sehr großen Anteil der Mediennutzenden und -schaffenden aus. Wenn wir über Quoten sprechen, müssen wir Sichtbarkeit schaffen für diese Vielfalt. Medienhäuser müssen das endlich verstehen.“ Lauter, bunter, emotionaler: Mit Haltung aufklären Um diese Ziele zu erreichen, richtet sich ProQuote Medien auch in der Kommunikation neu aus und setzt visuell auf eine laute, bunte und emotionale Darstellung. Die neue Webseite, entwickelt in Zusammenarbeit mit der Agentur iD Digital, legt zudem Wert auf Barrierearmut und mobile Optimierung für maximale Zugänglichkeit. „Endlich eine Website für alle“, kommentiert die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Rebekka Gorges. Bereits in den vergangenen Monaten hat ProQuote Medien seinen Fokus auf Diversität verstärkt. Der Verein ermöglichte etwa einen stark vereinfachten, niedrigschwelligen Vereinsbeitritt oder setzte auf Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie den Neuen Deutschen Medienmacher*innen. Der neue Auftritt wird mit Mitteln des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Zusätzlich beauftragte ProQuote Medien die Agentur THE DISTRIQT mit der Entwicklung einer Image-Kampagne für die sozialen Netzwerke. Ziel ist es, mit Haltung und Humor Aufklärungsarbeit zu leisten, etwa Aufmerksamkeit für Mehrfachdiskriminierungen im Journalismus zu generieren. Durch ein starkes Netzwerk sollen FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) ermutigt werden, sich auszutauschen, ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsam für Gleichstellung zu kämpfen. Über ProQuote Medien Der Verein ProQuote Medien besteht aus Journalist*innen, Medienschaffenden und Unterstützer*innen. Gegründet wurde er 2012. Seitdem zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Wenn Vielfalt berücksichtigt wird, können Medien das gesamte Potential einer Demokratie zur Entfaltung bringen, fair bleiben und unabhängig berichten. Seit Herbst 2023 tourt der Verein durch Deutschland, mit bisherigen Stationen in Leipzig, Essen und Rostock. Der Verein wird mit Mitteln des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Nähere Informationen: www.pro-quote.de,E-Mail: presse@pro-quote.de in Zusammenarbeit mitiD Digital GmbHwww.id-id.deFlorian IhlowTel.:040 60437920 THE DISTRIQTwww.thedistriqt.comMali-Janice Paedemail@thedistiqt.com