Gastbeitrag für das Karriereportal Xing

Die Quote ist mehr als “nur” ein Gleichberechtigungsinstrument. Wirtschaft und Gesellschaft würden immens davon profitieren, wenn mehr Frauen in Chefpositionen kämen. Nora Jakob erklärt am Beispiel der Medien, warum.

Helau! ProQuote zu neuer Schnurrbart-Strategie nach Stellenanzeige im Journalist

Die Journalisteninitiative ProQuote bietet künftig eine ganz neue Form der Bewerbungshilfe. „Wir planen ein Seminar mit dem Titel: Binder, Bart und Brusthaar – wie SIE in Vorstellungsgesprächen garantiert eine Chance hat“, verriet die Vorsitzende Annette Bruhns. Der Strategiewechsel erfolgt aufgrund einer Stellenanzeige eines „sehr gut positionierten mittelständischen Verlagshauses in Süddeutschland“. Der Verlag fahndet per Annonce im Branchenblatt „journalist“ nach einem Chefredakteur. Der „ideale Kandidat“ für die Zeitungsspitze verstünde sich laut Anzeige auch als „redaktioneller Manager“, kurzum als: „publizistisch ,erster Mann‘ “. „Da diskutiert man jahrelang über die Gründe, warum Männer 97 Prozent und Frauen nur drei Prozent der deutschen Tageszeitungen leiten – und dann kommt ein kleiner schwäbischer Verlag daher und plötzlich ist die Sache sonnenklar“, sagte Bruhns. Endlich wisse man, was weiblicher Führung wirklich im Wege steht: „Frauen sind keine Männer!“ Der Verein ProQuote Medien ziehe aus dieser Erkenntnis Konsequenzen. „Genotypisch ist natürlich nichts zu machen, aber phänotypisch sind da heutzutage auch mit geringem Aufwand bemerkenswerte Ergebnisse zu erzielen.“ Die ersten Tests mit falschen Schnauzern, Krawatte und Anzug liefen erfolgsversprechend (siehe Foto). „Jahrelang haben Journalistinnen an ihrer Interviewtechnik gefeilt“, sagte Bruhns, „Wir haben uns mit den Mikros nach vorne gekämpft und uns den Hintern aufgerissen, weil wir dachten, dass das hilft, ebendiesen einmal auf einem der Chefredakteursstühle der Republik zu platzieren. Ein Irrweg!“ In ihrem Streben, durch Leistung auf sich aufmerksam zu machen, hätten die Medienfrauen – das sei nun klar geworden – das Entscheidende völlig aus den Augen verloren. Die Vereinsvorsitzende optimistisch: „Jetzt wissen wir endlich, wo wir ansetzen müssen.“

„Macht hat, wer die Sicht auf die Welt bestimmt“ – ProQuote bei den Thüringer Mediengesprächen am 9. Juli 2013

Bei den Thüringer Mediengesprächen war die Berliner Journalistin Gemma Pörzgen für ProQuote vertreten. Es gab eine lebendige Debatte mit rund 40 Teilnehmern um die Vereinbarkeit von journalistischer Arbeit und Familienleben. Mehr Infos und das Impulsreferat, dass die Berliner Journalistin Gemma Pörzgen für ProQuote vor Ort gehalten hat, findet ihr hier. Besonders bewegend war der Beitrag der Moderatorin Sina Peschke von der LandesWelle Thüringen. Sie erzählte, wie es in ihren Anfängen beim Radio noch hieß, Frauen dürften morgens nicht moderieren, und sie immer nur ersatzweise einspringen durfte. Das sei lange her. Ihr jetziger Chef wollte sie unbedingt morgens auf Sendung bringen und ließ ihr zu Hause im Keller ein Tonstudio einrichten, sodass die Moderatorin das Frühstück mit ihren Kindern und den Job gut vereinbaren kann. Heute ist die populäre Radiomoderatorin so erfolgreich, dass sie  mit dem „Deutschen Radiopreis“ in der Kategorie „Beste Moderation“ ausgezeichnet wurde. Für ProQuote hat Gemma Pörzgen ein sehr lesenswertes Impulsreferat gehalten Titel: „Macht hat, wer die Sicht auf die Welt bestimmt“.  Hier gibt es den Text als Podcast. Sie können es aber auch nachlesen: Guten Abend, meine Damen und Herren,  im Nachrichtenmagazin „Spiegel“ fand sich unter den „Personalien“ letzte Woche  eine kleine, unscheinbare Meldung, die folgende Szenerie  beschreibt:  „Ursula von der Leyen, 54, Bundesarbeitsministerin (CDU), nervt auch die Großen der Weltpolitik. Anlässlich des 90. Geburtstags des ehemaligen US-Außenministers Henry Kissinger hatte der amerikanische Botschafter Philip Murphy in seine Berliner Residenz geladen. Kissinger wollte von den Gästen wissen, wie sie die Lage in Syrien einschätzen und welches für sie die Top-Prioritäten in der Weltpolitik seien. Von der Leyen antwortete umgehend: „Unser wichtigstes Problem ist die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit.“ Kissinger, so berichteten Teilnehmer, glaubte sich verhört zu haben. „Meinen Sie wirklich, das ist das größte weltpolitische Problem?“, fragte er zurück. Von der Leyen bestätigte dies ungerührt. Andere Gäste, darunter Gesundheitsminister Daniel Bahr und andere Bundestagsabgeordnete schienen peinlich berührt.“  Leider gibt es unter dieser Meldung kein Kürzel, das auf den Autor hinweist, aber ich wette mit Ihnen es war keine Frau, die das beobachtet hat und so niederschrieb. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, meine Damen und Herren, aber ich finde es keineswegs peinlich, einen 90jährigen Greis, der  in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts US-Außenminister war, daran zu erinnern, dass es heute in der Weltpolitik des 21. Jahrhunderts drängende Fragen gibt, die er als „Elder Statesman“ vielleicht unterschätzt. Und die Zukunft der Jugend und deren verbreitete Perspektivlosigkeit,  das zeigen nicht nur die dramatischen Arbeitslosenzahlen junger Leute in der EU, ist eine der großen politischen Herausforderungen unserer Zeit.  Die kleine Meldung vermittelt mir bei der Lektüre das Gefühl, als habe sich da eine Herrenrunde durch eine Frau gestört gefühlt und als habe der Autor seinem Leser vermitteln wollen, wie unprofessionell die Ministerin in diesem illustren Kreis aufgetreten sei.  Als Kollegin und Leserin ärgere ich mich über solche Meldungen, die ich als frauenfeindlich und unangemessen empfinde.  Denn es ist viel zu häufig so, dass die Perspektive von Frauen nicht ausreichend berücksichtigt wird.  Da bittet der gleiche „Spiegel“ sieben deutsche Intellektuelle darum, sich in einem kurzen Text über den Afghanistan-Krieg zu äußern. Es sind sieben Männer, als gäbe es in Deutschland keine einzige intellektuelle Frau, die es wert wäre, auch einmal gefragt zu werden. Stattdessen sind es Texte  von Günther Grass, Hans-Magnus Enzensberger, Claus Peymann, und ein paar anderen prominenten Männern – immerhin sind nicht alle von ihnen über 70.     Da wird Julia Jäkel zur Vorstandschefin von Gruner und Jahr berufen und die „Welt“ wählt die Überschrift „Ulrich Wickerts Frau wird Chefin von Gruner und Jahr“, als wäre der pensionierte Mr. Tagesthemen der ausschlaggebende Grund für ihre neue Aufgabe. Da schalten Sie den Fernseher ein und sehen Talkrunden, in den meistens Männer sprechen. Nur, wenn es bei Günther Jauch um die „Herdprämie“ geht, steigt auch der Frauenanteil der Gäste.  „Macht hat, wer die Sicht auf die Welt bestimmt.“ So hat es unsere ProQuote-Mitstreiterin Bascha Mika und frühere taz-Chefredakteurin treffend auf den Punkt gebracht.  Deshalb muss es nicht nur uns als Journalistinnen interessieren, wer in den Redaktionen heute die Sicht auf die Welt maßgeblich prägt.  Der Frauenanteil in den Redaktionen ist vor allem deshalb so bedeutsam, weil er sich auch auf die Medieninhalte auswirkt.  Oberflächlich betrachtet sieht es bereits so aus, als seien Frauen in den Medien sehr präsent. Sie moderieren Nachrichtensendungen und politische Talk-Shows, schreiben Leitartikel und sind Auslandskorrespondentinnen.  Die meisten freien Journalisten sind Frauen. Unter den Absolventen der Journalistenausbildungsgänge stellen Frauen heute häufig sogar die Mehrheit.  Doch schaut man in die Chefetagen dominieren weiter die Männer. Bei den 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen sind heute nur zwei Prozent der Chefredakteure Frauen. Auch an der Spitze der Nachrichtenmagazine stehen fast ausschließlich Männer.  Von den zwölf Intendanten-Posten in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind nur zwei von Frauen besetzt. Als Monika Piel den WDR verließ, standen als mögliche Kandidaten wieder einmal nur Männer zur Diskussion. Auch der neue Spiegel-Chefredakteur ist natürlich wieder ein Mann.   Unser Verein Pro Quote will das verändern. Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, dass sich die Verhältnisse nur wandeln, wenn eine Quote Männer und Frauen in den Medien dazu zwingt, Macht und  Verantwortung stärker zu teilen. Denn bislang sitzen in den Führungspositionen nicht unbedingt die Besten, sondern die Besten aus den männlich geprägten Buddy-Strukturen.  Männer fördern nun Mal überwiegend Männer.  Wir sind fest davon überzeugt, dass allein die Quote dazu beitragen kann, die Führungskultur zu modernisieren und die gläserne Decke zu sprengen. Gemischte Führungsteams gelten als kreativer und der Kommunikationsstil verändert sich positiv.  Frauen tragen dazu bei, langwierige Konferenzen erheblich zu verkürzen und eine familienfreundlichere Arbeitskultur zu etablieren, die Männern und Frauen dabei hilft, Familie und Job besser zu vereinen. Frauen in Führungspositionen sind darüber hinaus auch wichtige Vorbilder für junge Journalistinnen.  Weil wir für diese Ziele eintreten, haben wir in Hamburg vor rund einem Jahr im Juni 2012 den Verein ProQuote gegründet. Unter unseren Mitstreiterinnen sind viele prominente Journalistinnen wie die Intendantin des RBB, Dagmar Reim, die taz-Chefredakteurin Ines Pohl oder die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali. Interessant war aber auch zu erleben, dass einige Kolleginnen Angst hatten, sich bei uns zu engagieren, weil sie

Thomas Seim, Neue Westfälische, Chefredakteur

Ich bin – bislang – nicht überzeugt davon, dass eine Debatte über eine Quote, wie Sie sie anregen und führen wollen, etwas bewirken kann. Wenn man über eine Quote angemessen sprechen wollte, müsste man se m.E. an qualitativ messbare Parameter knüpfen.

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