Neue Studie von ProQuote Medien: Führungsfrauen in den Medien – Wie Care-Arbeit und fehlende Förderung den Weg nach oben erschweren
Berlin, 9. Oktober 2024 – In den Führungsetagen deutscher Redaktionen haben nach wie vor hauptsächlich Männer das Sagen – obwohl der Frauenanteil im Journalismus seit vielen Jahren ansteigt. Woran liegt es, dass sich die ungleiche Machtverteilung zwischen den Geschlechtern so hartnäckig hält? Und was muss geschehen, damit sich das ändert? Diese Fragen untersucht die qualitative Studie von ProQuote Medien: „Führungsfrauen in den Medien: der harte Weg nach oben“. Sie wird heute in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Studie analysiert zunächst die aktuelle Situation der Journalistinnen: Demnach geht die Schere zwischen den Karriereverläufen von Journalistinnen und Journalisten vor allem in der Altersspanne zwischen 30 und 39 Jahren auseinander. In dieser Zeit übernehmen Männer deutlich häufiger leitende redaktionelle Positionen als Frauen. Journalistinnen sind zugleich stärker in der Care-Arbeit für Kinder und Angehörige engagiert als Journalisten. Diese Erkenntnisse basieren auf quantitativen Befunden der repräsentativen Journalist*innen-Befragung „Worlds of Journalism“ des Leibniz-Instituts für Medienforschung. “Das ist das entscheidende Jahrzehnt, in dem Männer ihre Karriere ausbauen und viel zu viele Frauen zerrissen sind zwischen Job und junger Familie”, so ProQuote-Vorstandsvorsitzende Corinna Cerruti. “Die Studie zeigt, dass genau hier Verlage und Medienhäuser ansetzen sollten, wenn sie qualifizierte Frauen in Führung halten möchten: Durch konkrete Angebote wie flexibler Arbeitszeit und Kinderbetreuung und Vorbildern im Unternehmen, die zeigen, dass Care-Arbeit nicht automatisch Frauensache ist, sondern auf beide Partner verteilt wird.” Um die neuralgischen Punkte in weiblichen Karrierebiografien genauer zu untersuchen, hat das Studienteam in einer qualitativen Untersuchung 30 führende Journalistinnen aus regionalen und überregionalen Medien interviewt. Die anonymisierten Gespräche wurden anschließend softwaregestützt ausgewertet. Im Ergebnis zeigen sich deutliche Muster: So schildert ein Großteil der befragten Frauen, dass sie keinen Karriereplan verfolgt haben. Die meisten sind durch Kolleg*innen oder Chef*innen ermutigt worden, sich für eine verantwortliche Position zu bewerben. Obwohl es ihnen nicht an Selbstvertrauen für ihre Leistung mangelt, berichten viele der Journalistinnen über große Selbstzweifel, wenn es darum geht, Positionen mit Verantwortung zu übernehmen. “Diese Wahrnehmung deckt sich mit vielen Beispielen, die uns bei ProQuote Medien erreichen”, so Vorständin Edith Heitkämper, “Frauen trauen sich oft nicht, sich proaktiv auf eine Führungsstelle zu bewerben, wenn sie nicht in allen Punkten den Anforderungen entsprechen. Umso wichtiger ist es, dass Frauen im Journalismus zahlreich an die Spitze gelangen. Damit erfolgreiche Führungsfrauen in den Medien keine Exotinnen sind, sondern die Normalität abbilden.” Strukturelle Förderung, etwa durch eine kontinuierliche, systematische Entwicklung von Nachwuchsführungskräften, Frauen-Netzwerke oder Mentoring-Programme, haben die Interviewpartnerinnen kaum erhalten. Hingegen berichten sie mehrheitlich von geschlechtsspezifischen Hürden auf ihrem Karriereweg wie Problemen bei der Rückkehr nach der Elternzeit oder Sexismus am Arbeitsplatz. Zudem erweist es sich als große Herausforderung, Führungsaufgaben und Familie miteinander zu vereinbaren, auch wenn viele Medienhäuser inzwischen zeitlich und örtlich flexibles Arbeiten ermöglichen.Die Leiterinnen der Studie, Susanne Lang und Anna von Garmissen, verweisen auf eine hohe Teilnahmebereitschaft unter den angefragten führenden Journalistinnen in Print, Rundfunk und Onlinemedien: „Das Bedürfnis, die persönlich erlebten Erfahrungen zu teilen, um anderen Frauen ihre Karriere im Journalismus zu erleichtern, war in vielen Interviews deutlich zu spüren.“ Aus den Gesprächen leitet ProQuote Medien sieben Handlungsempfehlungen ab. Sie zielen darauf ab, die strukturelle Entwicklung weiblicher Führungskräfte im Journalismus, die Vereinbarkeit und die Unternehmenskultur in Medienhäusern zu verbessern. Corinna Cerruti und Edith Heitkämper von ProQuote Medien diskutieren die Ergebnisse am heutigen Mittwoch im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin mit Bundesfrauenministerin Lisa Paus, mit Bascha Mika, der ehemaligen Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, Journalismusforscherin Prof. Dr. Wiebke Loosen und Marie-Louise Timcke, Leiterin Datenjournalismus bei der Süddeutschen Zeitung. Zitate der Panelistinnen: Bundesfrauenministerin Lisa Paus: “Die Studie zeigt: Es gibt Fortschritte auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit im Journalismus. Aber auch, dass wir noch längst nicht am Ziel sind. In Redaktionen, Sendern, Verlagen verdienen Journalistinnen mehrere Hundert Euro weniger als Journalisten. Und da, wo die Entscheidungen fallen, sitzen mehrheitlich Männer am Tisch. Ich unterstütze, dass Lohntransparenz auch bei den Medien als Arbeitgeber Realität wird. Und dass Medienhäuser ihr Personal so entwickeln, dass Frauen in Führungspositionen keine Ausnahme mehr sind. Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen ist ein Beitrag zur Qualität im Journalismus. Ich bin dankbar, dass Akteurinnen wie ProQuote unermüdlich Machtstrukturen hinterfragen und Transparenz einfordern. Sorgen wir dafür, dass der Weg für die nächste Generation von Frauen in den Medien gerechter wird!“ Marie-Louise Timcke, Leiterin Datenjournalismus bei der Süddeutschen Zeitung: “Gehalt und Karrierechancen sollten von Fähigkeiten und Entwicklungspotenzial abhängen – nicht von den Reproduktionsorganen.“ Bascha Mika, ehemaligen Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau:“In deutschen Medien wird viermal mehr über Männer als über Frauen berichtet. Woran das wohl liegt? Könnte es vielleicht sein, dass sich in den Redaktionen noch immer zu viel Testosteron breit macht und Frauen die Luft zum Atmen und zum Entscheiden fehlt?“ Prof. Dr. Wiebke Loosen, Medienwissenschaftlerin Leibniz Institut für Medienforschung, Hamburg: “Es darf nicht allein die Frage des individuellen Durchsetzungsvermögens sein, ob Frauen im Journalismus strukturelle Hürden überwinden können.Die Forschung zeigt, dass diese Hürden noch bestehen. Wir sollten nicht allein den Benachteiligten die Veränderung dieser Strukturen aufbürden. Das muss im geteilten Interesse und eine Aufgabe von allen Beteiligten sein. “ ProQuote-Vorstandsvorsitzende Corinna Cerruti: „Seit zwölf Jahren kämpfen wir dafür, Frauen in den Medien sichtbarer zu machen und besser zu vernetzen. Es ist 2024 – doch statt Fortschritt sehen wir Rückschritte. Das muss sich ändern! Wer an den Schalthebeln der Macht sitzt, kann die Weichen für echte Gleichberechtigung stellen. Nur durch moderne Führungskultur, flexible Arbeitszeitmodelle und echte Vielfalt in den Chefetagen wird der Journalismus die Gesellschaft in ihrer ganzen Breite repräsentieren.” Ein PDF der 60-seitigen Studie steht ab sofort zum Download auf www.pro-quote.de/studien/ zur Verfügung. Die Studie wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert. Über ProQuote Medien: Der gemeinnützige Verein besteht aus Journalist*innen, Medienschaffenden und Unterstützer*innen. Gegründet wurde er 2012, um die Sichtbarkeit von Frauen in den Medien zu erhöhen. Heute setzt sich ProQuote Medien dafür ein, nicht-männliche Perspektiven im Journalismus abzubilden – für eine vielfältige Medienlandschaft, eine gerechte Machtverteilung im Journalismus und mehr Frauen an der Spitze.
Frauenmachtanteile in Deutschlands Leitmedien erstmals seit zehn Jahren rückläufig
Die Entwicklung der Geschlechtergerechtigkeit innerhalb deutscher Leitmedien ist ins Stocken geraten: In der aktuellen Zählung der journalistischen Führungspositionen erreichen die neun vom Verein ProQuote Medien regelmäßig ausgewerteten Redaktionen einen durchschnittlichen Frauenmachtanteil von 38,7 Prozent. Im Februar dieses Jahres lag der Mittelwert des Panels noch bei 39,5 Prozent. Damit ist er erstmals seit zehn Jahren gesunken. Die Trendumkehr hatte sich bereits in den vergangenen Untersuchungen angedeutet, bei denen teilweise bereits eine Stagnation festgestellt worden war. In der Rangfolge der untersuchten Medien gibt es nur leichte Verschiebungen: Nach wie vor liegt die taz mit einem stabilen Frauenmachtanteil von 65,1 Prozent an der Spitze des Feldes, während die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung(23,4%) zum siebten Mal in Folge das Schlusslicht bildet. Die höchsten Machtverluste für Journalistinnen – fünf Prozentpunkte – wurden beim Focus ermittelt, gefolgt von Spiegel und Zeit. Stern, Welt und SZ konnten sich leichtverbessern. „Unsere aktuellen Zahlen zeigen: Gleichberechtigung ist kein Selbstgänger“, so ProQuote-Vorständin Edith Heitkämper, „Medienhäuser und Verlage dürfen jetzt nicht nachlassen. Noch sind wir nicht bei 50:50. Wir von ProQuote bleiben dran und beobachten weiter, wieviele Frauen im Journalismus an die Spitze kommen, setzen uns ein für Gleichberechtigung und Diversität. Das ist kein Luxus sondern eine Frage der Gerechtigkeit.“ Die Werte von Juli 2024 im Einzelnen: Rang Redaktion Gewichteter Frauen-machtanteil Veränderungzu Jan 2024 (in %) Rang im Jan 2024 1. taz 65,1% 0 1 2. Süddeutsche 45,0% ↑ + 0,2 2 3. Stern 43,5% ↑ + 1,4 4 4. Spiegel 42,2% ↓ – 2,1 3 5. Zeit 40,1% ↓ – 2,0 5 6. Bild 36,6% ↓ – 0,3 6 7. Welt 27,6% ↑ + 1,2 8 8. Focus 25,0% ↓ – 5,0 7 9. FAZ 23,4% ↓ – 0,5 9 Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit 2021 die „tageszeitung“. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen.Nähere Informationen: www.pro-quote.de, E-Mail: presse@pro-quote.de.
Website für alle: ProQuote Medien positioniert sich für mehr Diversität
Hamburg, 18. Juli 2024 – ProQuote Medien verstärkt die Ausrichtung auf Vielfalt: Der Verein modernisiert nicht nur seinen Web- und Social-Media-Auftritt, sondern auch seine Mission. ProQuote Medien bleibt seinem Ziel treu: Seit 2012 stärkt der Verein die Relevanz und Sichtbarkeit von Frauen in Medien-Berufen. Neu ist der Fokus darauf, die Medienlandschaft diverser und inklusiver zu gestalten. Guter Journalismus braucht mehr als eine Perspektive „Wir brauchen Amehr als nur die immer gleiche männliche Perspektive im Journalismus“, sagt Vorständin Liske Jaax. „Unser Ziel ist es, dass Frauen mit Behinderung, jeden Alters, jeder Herkunft, jeder Religion, jeder Klasse und Frauen aus der LGBTQAI+ Community Raum für ihre Geschichten bekommen und in Führungspositionen mitgestalten können. Diese Perspektiven kommen viel zu selten vor.“ Vorständin Fatima Remli ergänzt: „Menschen, die wir als Gesellschaft gerne als Minderheiten bezeichnen, machen längst einen sehr großen Anteil der Mediennutzenden und -schaffenden aus. Wenn wir über Quoten sprechen, müssen wir Sichtbarkeit schaffen für diese Vielfalt. Medienhäuser müssen das endlich verstehen.“ Lauter, bunter, emotionaler: Mit Haltung aufklären Um diese Ziele zu erreichen, richtet sich ProQuote Medien auch in der Kommunikation neu aus und setzt visuell auf eine laute, bunte und emotionale Darstellung. Die neue Webseite, entwickelt in Zusammenarbeit mit der Agentur iD Digital, legt zudem Wert auf Barrierearmut und mobile Optimierung für maximale Zugänglichkeit. „Endlich eine Website für alle“, kommentiert die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Rebekka Gorges. Bereits in den vergangenen Monaten hat ProQuote Medien seinen Fokus auf Diversität verstärkt. Der Verein ermöglichte etwa einen stark vereinfachten, niedrigschwelligen Vereinsbeitritt oder setzte auf Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie den Neuen Deutschen Medienmacher*innen. Der neue Auftritt wird mit Mitteln des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Zusätzlich beauftragte ProQuote Medien die Agentur THE DISTRIQT mit der Entwicklung einer Image-Kampagne für die sozialen Netzwerke. Ziel ist es, mit Haltung und Humor Aufklärungsarbeit zu leisten, etwa Aufmerksamkeit für Mehrfachdiskriminierungen im Journalismus zu generieren. Durch ein starkes Netzwerk sollen FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) ermutigt werden, sich auszutauschen, ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsam für Gleichstellung zu kämpfen. Über ProQuote Medien Der Verein ProQuote Medien besteht aus Journalist*innen, Medienschaffenden und Unterstützer*innen. Gegründet wurde er 2012. Seitdem zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Wenn Vielfalt berücksichtigt wird, können Medien das gesamte Potential einer Demokratie zur Entfaltung bringen, fair bleiben und unabhängig berichten. Seit Herbst 2023 tourt der Verein durch Deutschland, mit bisherigen Stationen in Leipzig, Essen und Rostock. Der Verein wird mit Mitteln des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Nähere Informationen: www.pro-quote.de,E-Mail: presse@pro-quote.de in Zusammenarbeit mitiD Digital GmbHwww.id-id.deFlorian IhlowTel.:040 60437920 THE DISTRIQTwww.thedistriqt.comMali-Janice Paedemail@thedistiqt.com
Neue WDR-Intendanz: ProQuote Medien feiert Entscheidung für Katrin Vernau
Hamburg, 28. Juni 2024: Nach rbb, Radio Bremen, BR folgt jetzt auch der WDR und besetzt diese wichtige Führungsposition weiblich. Damit werden ab kommendem Jahr vier von neun ARD-Anstalten von einer Frau geführt. Dies ist ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung an der Spitze der Funkhäuser. Zuvor waren außer Katrin Vernau noch drei Männer von einer Findungskommission für die WDR-Intendanz vorgeschlagen worden. Wir freuen uns, dass sich eine Frau durchsetzen konnte. Wir fordern, dass bei der Besetzung von wichtigen Führungspositionen in allen Redaktionen nicht nur auf ein gerechtes Geschlechterverhältnis geachtet wird, sondern auch Diversität, wie Hautfarbe, Religion, Migrationsgeschichte oder Menschen mit Behinderung, eine Rolle spielt. Wenn Vielfalt berücksichtigt wird, können Medien das gesamte Potential einer Demokratie zur Entfaltung bringen, fair bleiben und unabhängig berichten. Der Verein ProQuote setzt sich dafür ein, die Sichtbarkeit von Frauen in den Medien zu erhöhen und gleichberechtigt nicht-männliche Perspektiven im Journalismus einzunehmen – für eine vielfältigere Medienlandschaft, eine gerechte Machtverteilung im Journalismus und mehr Frauen an der Spitze.
Frauenmachtanteile in den Leitmedien: Stern sinkt, SZ und Focus steigen auf
Neue Zahlen: ProQuote Medien zieht am Weltfrauentag Bilanz Hamburg, 08. März 2023. Die neue Leitmedienzählung von ProQuote Medien zeigt: Es gab im vergangenen halben Jahr einige Bewegung in den Redaktionen. Im Ranking der neun von ProQuote Medien ausgewerteten Medien konnte die Süddeutsche Zeitung sich vom fünften auf den dritten Platz verbessern: Der Frauenmachtanteil der Zeitung liegt aktuell bei 44 Prozent – und damit fünf Prozentpunkte höher als im Sommer 2022. Nur knapp darüber liegt Die Zeit auf Platz zwei, allerdings mit leichten Verlusten (1,9 Prozentpunkte). Weiter unangefochten an der Spitze steht die taz – mit einem Frauenmachtanteil von aktuell 64,6 Prozent. Den größten Sprung im Ranking verzeichnet Focus: Mit einem Zuwachs von 5,2 Prozentpunkten konnte das Magazin sich von Platz acht auf Platz sechs vorarbeiten. Trotz dieses Fortschritts ist die Redaktion jedoch weiter klar männlich dominiert: Der Frauenmachtanteil beträgt lediglich 34,5 Prozent. Den Aufsteigern steht auch ein klarer Verlierer gegenüber: So sank der Stern – vor wenigen Jahren noch leuchtendes Vorbild in Sachen Geschlechtergerechtigkeit in der Redaktion – mit einem Verlust von fünf Prozentpunkten auf jetzt 37,9 Prozent: der schlechteste Wert für die Zeitschrift seit dem Jahr 2017. Da auch die Redaktionen von Welt, Zeit, Bild und Spiegel Verluste verzeichnen, pendelt sich der Durchschnitt des Gesamtpanels bei 38,9 Prozent ein – exakt dem gleichen Wert wie bei der letzten Zählung im Juli 2022. „Damit dürfen die Journalistinnen sich nicht zufrieden geben“, mahnt ProQuote-Medien-Vorsitzende Edith Heitkämper. „Vor allem in den Redaktionen von Welt, Bild und FAZ sollte dringend mehr für die Geschlechtergerechtigkeit getan werden.“ „Wir sehen heute am Weltfrauentag 2023, dass es noch längst keine Parität in den Medien gibt“, so Heitkämper. „Umso dringlicher setzen wir uns weiterhin für mehr Frauen in Führung und mehr Diversität in den Verlagen ein.“ Die Zahlen von Februar 2023 im Einzelnen: Rang Redaktion Gewichteter Frauenmachtanteil Veränderung zu Juli 2022 (in Prozentpunkten) Rang im Juli 2022 1. taz 64,6% ↑ + 0,4 1. 2. Zeit 44,5% ↓ – 1,9 2. 3. Süddeutsche 44,0% ↑ + 5 5. 4. Spiegel 41,0% ↓ – 1 4. 5. Stern 37,9% ↓ – 4,5 3. 6. Focus 34,5% ↑ + 5,2 8. 7. Welt 29,8% ↓ – 2,2 6. 8. Bild 29,5% ↓ – 1,4 7. 9. FAZ 23,9% 0 % 9. Stand: Februar 2023 – Kletterwand im neuen Fenster öffnen Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit 2021 die „tageszeitung“. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Print- und Online-Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen. Nähere Informationen: www.pro-quote.de, E-Mail: presse@pro-quote.de.
ProQuote-Besuch bei den Chefredaktionen deutscher Leitmedien: Echte Selbstverpflichtung zu mehr Vielfalt bleibt meist aus
Hamburg, 30.12.2022 – Bemühen ja, verpflichten nein – so lässt sich die Haltung der deutschen Leitmedien in Sachen Vielfalt zusammenfassen. Mehr Frauen in Führungspositionen und mehr Diversität in Redaktionen und Redaktionsleitungen ist zwar ein Thema, mit dem sich viele der großen deutschen Medien befassen. Eine echte, nachvollziehbare Selbstverpflichtung lehnen allerdings fast alle Chefredaktionen ab. „Im Jahr 2023 erwarten wir mehr. Worte sind schön und gut, aber es sind die Taten, die zählen“, sagt Edith Heitkämper, Vorstandsvorsitzende von ProQuote Medien. Zwischen den einzelnen Chefredaktionen gebe es große Unterschiede. „Einige bemühen sich, aber bei anderen haben wir eine erschreckende Ignoranz erlebt.“ ProQuote Medien hat im Jahr des zehnten Vereinsjubiläums Chefredakteurinnen und Chefredakteure von FAZ, Spiegel, Stern, SZ, taz und Zeit in ihren Büros besucht und nachgefragt: Wie viel ist dran an den Versprechungen, mehr Frauen und Frauen mit diversen Hintergründen in wichtige Positionen zu befördern? Was hat sich verbessert seit der Gründung von ProQuote vor zehn Jahren? Woran hakt es noch? Und wann werden es deutsche Medien schaffen, die ProQuote-Forderung nach 50 Prozent Frauenmachtanteil zu erfüllen? Bild, Welt und Focus wollten ProQuote nicht treffen oder konnten keine Termine in diesem Jahr ermöglichen – angeblich waren sie zu beschäftigt. „Es ist sicherlich kein Zufall, dass genau die Chefredakteure nicht zu Gesprächen bereit waren, die sich in Sachen Vielfalt nicht hervortun“, kommentiert Heitkämper. „Das ist schade, denn wir würden ihnen gerne helfen.“ ProQuote hat den kooperativeren Medien einen Vertrag geschickt, mit dem sich die Chefredaktionen selbst verpflichten sollen, mehr Frauen zu fördern und auf Diversität zu achten. Forderung Nummer 1: „50 Prozent Frauen mit diversen Hintergründen in allen Führungsebenen. Dies betrifft beispielsweise Herkunft und Ethnizität, sexuelle Orientierung, Armutserfahrung, Behinderung, Alter, Bildungsgrad, Glaube. Die Mitarbeiter*innen der Medien sollen die Vielfalt der Gesellschaft abbilden.“ Unterschrieben hat den Vertrag nur die Vertreterin eines einzigen Mediums: die stellvertretende Chefredakteurin Katrin Gottschalk von Vielfalt-Vorbild taz. „Dass Frauen bei uns so mächtig sind, ist Ergebnis eines Dreiklangs“, sagte sie. Die taz habe seit seit 1980 eine Quoten-Tradition, schon seit den 90er Jahren Frauen in Machtpositionen, auch in der Chefredaktion, und unterstütze Frauen, etwa Coaching wenn sie neu in Führung kommen. Zuletzt lag der Frauenmachtanteil, also die nach Führungsebene gewichtete Quote, bei 64,2 Prozent. Ganz anders sieht es aus bei der FAZ. Die Tageszeitung landete bei der letzten Leitmedienzählung auf Platz 9 von 9 Plätzen. Der gewichtete Frauenmachtanteil lag nur bei 23,9 Prozent und hat sich fast gar nicht verändert zu der vorigen Zählung. Jürgen Kaube, einer der vier Männer im vierköpfigen Herausgebergremium, das bei der FAZ eine klassische Chefredaktion ersetzt, war immerhin bereit zum Gespräch mit dem ProQuote-Vorstand, zeigte aber kaum Problembewusstsein. Ein Problem wäre nur ein „drastisches Ungleichgewicht“ bei der Geschlechterverteilung, sagt er, und sieht das offenbar bei einem Männermachtanteil von fast 76 Prozent nicht. Vielfalt zeige sich ohnehin nicht nur an Kriterien wie Geschlecht, sondern auch an vielfältigem Denken. Er habe nichts gegen Frauen in Führungspositionen, aber gezielt fördern müsse man die nicht. „Die Fähigkeit, die Gesellschaft abzubilden, hängt davon ab, dass man gute Journalisten hat, nicht woher sie kommen oder welches Geschlecht sie haben“, sagte Kaube. „Die Leser machen sich keine Gedanken über unser Organigramm.“ Es würde sich bei Beförderungen stets der oder die Beste durchsetzen. Die FAZ sei in der Vergangenheit männerdominiert gewesen – durch die vergleichsweise kleine Redaktion und wenig Fluktuation in der Belegschaft dauere der Wandel eben länger. Über den Besuch beim Stern berichtet der ProQuote-Vorstand: „Es wurde deutlich, wie sich der Stern um mehr Frauen in Führung bemüht: Dass in den Redaktionskonferenzen zum Beispiel immer wieder über das Frauenbild diskutiert wird, das man transportiert. Oder dass es um Expertinnen geht, die zu Wort kommen. Auch die Stern-Bildsprache sei Thema – sowohl die im Magazin, als auch die auf den Titeln.“ Früher konnte man etwa darauf wetten, auf dem Cover eines Rückenschmerzen-Spezials eine nackte Frau zu sehen. Die Zeiten seien vorbei, so Chefredakteur Gregor Peter Schmitz und Stellvertreterin Laura-Lena Förster.Ihnen sei wichtig, keine Stereotype zu zementieren, sondern ein modernes Frauen- und Familienbild abzubilden. Nichtsdestotrotz sackte der Stern in unseren Leitmedienzählungen zuletzt ab. Zurzeit liegt er nur noch bei 42,4 Prozent. Noch im Januar 2021 hatte es der Stern auf 51,1 Prozent gebracht. Den Vertrag unterschreiben wollten Schmitz und Förster nicht. Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo betonte während des ProQuote-Tour-Stopps die Fortschritte. Jungen Redaktions-Kolleginnen, die vorher übersehen wurden, würden mittlerweile Aufstiegsmöglichkeiten gegeben und alte Hierarchien dadurch aufgemischt. Die Zeit wolle in Zukunft mehr Frauen auf der ersten Seite sichtbar machen und grundsätzlich mehr Leitartikel von Journalistinnen bringen.Den PQ-Vertrag unterschreiben wollte di Lorenzo nicht – erfüllt ihn aber bereits in einigen Punkten. In München war ProQuote mit Judith Wittwer verabredet, der einen Hälfte derChefredaktions-Doppelspitze der SZ. Unser Eindruck: Diese Chefredaktion will Dinge anders machen, als sie bisher oft gemacht wurden. In Sachen Diversitätsförderung braucht es in München noch Ideen, man sei sehr aufgeschlossen für neue Wege. In unserer halbjährlichen Leitmedien-Rangliste lag die SZ zuletzt bei 39 Prozent – Platz 5 und damit nur im Mittelfeld der neun gezählten Medien. Doch vor zehn Jahren, als ProQuote Medien gegründet wurde, hatte die SZ gerade mal vier Prozent Frauen in Führung. Was den ProQuote-Vertrag angeht: Wittwer ließ ausrichten, die SZ habe sich eigene Ziele gesetzt. Deshalb werde man den Vertrag nicht unterschreiben. Beim Spiegel traf der PQ-Vorstand unter anderem Thorsten Dörting, Mitglied der Chefredaktion. Seit einiger Zeit zähle der Spiegel genau nach, wie viele Frauen in den jeweiligen Ausgabenzu Wort kämen. Obwohl sich die Redaktion vorgenommen hat, häufiger Expertinnen zu zitieren und mehr Interviews mit Frauen zu führen, sei der Männerüberschuss kaum geschrumpft, so der Spiegel selbst. Der Verlag testet weiter, auch wo die Leser*innen mitgehen: Obwohl es großen Aufschrei gab, als das Magazin zu gendern begann, seien weder Verkäufe noch Abos abgesackt. Das Nachrichtenmagazin kommt inzwischen auf einen Frauenmachtanteil von 42 Prozent. Nicht schlecht, aber auch nicht 50. Den ProQuote-Vertrag wollte die Spiegel-Chefredaktion nicht unterschreiben. Man wolle sich nicht an Institutionen von außen binden. „In den zehn Jahren seit der Gründung von ProQuote hat sich sehr viel verändert“, sagt Vorstandschefin Heitkämper. In allen Leitmedien gibt es inzwischen mehr Frauen in Führungspositionen. In vielen Chefredaktionen gebe es zudem ernsthafte Pläne, mehr Vielfalt zu schaffen auch jenseits der reinen Frauenquote. „Aber es ist noch Luft nach oben. Wir geben nicht auf, zählen weiter und haken nach. Wenn eine Redaktion Fragen hat, soll sie sich bei uns melden. Wir helfen gern.“ Ein höherer Frauenmachtanteil sei kein Selbstzweck, sondern gut für alle. „Mehr Frauen in Führung geben einen Impuls, um längerfristig auch die Arbeitsstrukturen hin zu einer besseren Work-Life-Balance zu verändern. Das ist dringend notwendig.“ Hier eine Kurzfassung der Forderungen aus dem ProQuote-Vertrag, die nur eine Chefredaktion unterschreiben wollte: 50 Prozent Frauen mit diversen Hintergründen in allen Führungsebenen. 50 Prozent Kolumnistinnen, Leitartiklerinnen und Kommentatorinnen in den meinungsbildenden journalistischen Formaten. Diversität bei der Auswahl der Protagonist*innen und Expert*innen. Bei gleicher Qualifikation: Bevorzugung der Kandidatin. Außerdem gezielte Nachwuchsförderung, die auf Vielfalt wert legt. Führung in
Frauenmachtanteile in den Leitmedien: Von „sehr gut“ bis „sechs, setzen!“
Hamburg, 29. August 2022. In Sachen Geschlechtergerechtigkeit liegen die Redaktionen deutscher Leitmedien zum Teil erheblich auseinander. Das zeigen die neuesten Auswertungen von ProQuote Medien. Während die „taz“ mittlerweile auf einen gewichteten Frauenmachtanteil von 64,2 Prozent kommt, bleibt FAZ mit 23,9 Prozent eine Männerdomäne. Die Ergebnisse im Einzelnen: Enteilt: Mit einem Frauenmachtanteil von 64,2% behauptet die „tageszeitung“nicht nur die Spitze des ProQuote-Rankings, sondern legt auch gegenüber der letzten Zählung von Januar 2022 noch einmal um 2,1 Prozentpunkte zu. Damit steuert die „taz“ als einziges ausgewertetes Medium auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit weiblicher Führungverantwortung zu. Kräftiges Plus: Um 4,6 Prozentpunkte hat die „Zeit“ ihren Frauenmachtanteil in den vergangenen sechs Monaten gesteigert. Mit 46,3% verdrängt sie den „Stern“ vom zweiten Platz. Dort macht sich ein Wechsel an der Spitze bemerkbar: Gregor Peter Schmitz ist nun Vorsitzender der „Stern“-Chefredaktion. Der Frauenmachtanteil sinkt leicht auf 42,4 Prozent. Wie festgetackert bleiben „Bild“, „Welt“ und „FAZ“ am unteren Ende des Rankings hängen. Alle drei weisen nach wie vor Frauenmachtanteile von unter einem Drittel auf, wobei die FAZ das Schlusslicht bildet. Korrektur: In der vergangenen Zählung ist uns beim „Focus“ ein ärgerlicher Fehler unterlaufen, der zu einer höheren Einstufung führte, als es eigentlich der Fall war. Wir bitten um Entschuldigung. Leider ist die Entwicklung bei weitem nicht so positiv, wie von uns angenommen. Nach der Korrektur zeigt sich nur ein leichter Aufwärtstrend beim „Focus“ – von 25,9% im Januar auf jetzt 29,3%. „Die Ergebnisse sind bei einigen Medien sehr ermutigend, bei anderen zeigt sich der Fortschritt leider nur im Schneckentempo“, so ProQuote Medien-Vorsitzende Edith Heitkämper. „Ohne öffentlichen Druck wird es nicht gehen, um weiter für Gleichberechtigung und Diversität zu kämpfen. Dafür braucht es ProQuote Medien auch noch in seinem Jubliäumsjahr.“ Der Verein ProQuote Medien wurde vor 10 Jahren gegründet. Bei der ersten Zählung von damals acht Leitmedien lag der durchschnittliche Frauenmachtanteil bei 13,7 Prozent. Die Zahlen von Juli 2022 im Überblick: Rang Red. Gewichteter Frauen-machtanteil Veränderung zum Sommer 2021 in Prozentpunkten, in Klammern: bisheriger Rang 1. taz 64,2% ↑ plus 2,1 (1) 2. Zeit 46,3% ↑ plus 4,6 (3) 3. Stern 42,4% ↓ minus -1,2 % (2) 4. Spiegel 42,0% ↑ plus 2,4% (4) 5. SZ 39,0% ↑ plus 0,4% (5) 6. Welt 32,0% ↑ plus 0,8% (7) 7. Bild 30,9% ↓ minus -0,5% (6) 8. Focus 28,3% ↑ plus 3,4% 9. FAZ 23,9% ↑ plus 0,3 (8) Rennen im neuen Fenster öffnen Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit 2021 die „tageszeitung“. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Print- und Online-Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen. E-Mail: presse@pro-quote.de.
Podcast gegen Sexismus: ProQuote Medien fordert männliche Journalisten zu Solidarität auf
Der ProQuote Medien Podcast „Macht’s gleich!“ startet mit einer Premiere in die zweite Staffel: In der ersten Folge am Donnerstag, 24. Februar, ist erstmals ein Mann zu Gast. Die Journalistinnen Liske Jaax und Sarah Stendel aus dem Vorstand von ProQuote treffen auf den ZDF-Neo-Moderator und Comedian Aurel Mertz und sprechen mit ihm darüber, wie Männer im Kampf gegen Sexismus zu Verbündeten werden können. Mertz greift in seinen Beiträgen regelmäßig Diskussionen um Geschlechtergerechtigkeit auf. Dazu Jaax und Stendel: „Es ist wichtig, dass nicht nur die Frauen in den Redaktionen für sexistische Berichterstattung und Sexismus sensibilisiert sind, sondern auch die Männer. Ohne Allys geht‘s nicht – wir sitzen im gleichen Boot.“ Deswegen fordert ProQuote Medien männliche Journalisten und Medienmacher auf, sich zu solidarisieren und aktiv gegen Sexismus einzusetzen. Unter dem Motto „Weg mit Sexismus in den Medien!“ beschäftigt sich die zweite Staffel des Podcasts mit den Fragen: Was können Journalist:innen tun, um in den Medien keinen Sexismus zu reproduzieren? Welche Fallstricke gibt es, was läuft in Redaktionen immer noch viel zu häufig schief – und wie kann man es besser machen? Dafür sprechen die Podcast-Hosts in insgesamt Folgen mit Expert:innen und Kolleginnen, die Tipps geben und aus ihrem Alltag berichten. Unter anderem erzählt die Investigativ-Journalistin Juliane Löffler am Beispiel Julian Reichelt, wie sie bei der Berichterstattung zu #MeToo-Fällen vorgeht. Die Soziologin und Autorin Dr. Emilia Roig zeigt im Gespräch wiederkehrende Narrative und Frauenbilder in den Medien auf, die Klischees bedienen. Und die Journalistin Melina Borčak gibt den Hörerinnen und Hörern einen Mini-Workshop in diskriminierungssensibler Sprache – inklusive Tipps zum fairen und richtigen Gendern und wie wir berichten sollten, um Rassismen nicht zu reproduzieren. Der Podcast ist auf Spotify oder iTunes, sowie unter www.pro-quote.de/podcast-machts-gleich www.pro-quote.de/podcast-machts-gleich zu hören. „Macht‘s gleich“ wird produziert von Pool Artists und gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Print- und Online-Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. Der Verein wird von Frauen und Männern unterstützt, die hinter der Forderung von ProQuote Medien stehen: Die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen soll weiblich besetzt werden. Für nähere Informationen erreichen Sie uns unter presse@pro-quote.de.
Neue Zahlen von ProQuote Medien: Chefetagen der Leitmedien werden etwas weiblicher
Neue Zahlen von ProQuote Medien: Chefetagen der Leitmedien werden etwas weiblicher 1. Februar 2022 Pressemitteilungen, Studien und Zählungen Hamburg, 01. Februar 2022 ProQuote Medien hat erneut die weibliche Führungsbeteiligung in neun deutschen Leitmedien ausgewertet. Die wichtigsten Ergebnisse der Januar-Zählung 2022: Einsame Spitze: Die „tageszeitung“ bleibt nicht nur unangefochten auf Platz 1 des Rankings, sondern baut ihre weibliche Führung sogar noch aus. Der gewichtete Frauenmachtanteil der „taz“ steigt gegenüber Juli 2021 noch einmal um knapp sechs Prozentpunkte auf jetzt 62,1 Prozent. Es geht aufwärts: Den Auswertungen zufolge werden die Führungsetagen der Leitmedien fast überall weiblicher. Im Durchschnitt erreichten die neun untersuchten Medien einen gewichteten Frauenmachtanteil von 38,9 Prozent. Das entspricht einem Zuwachs von 4,8 Prozentpunkten innerhalb eines halben Jahres. Die Bandbreite ist allerdings groß: Schlusslicht FAZ erreicht gerade mal 23,7 Prozent. Verzerrungen durch veränderte Impressen: Die höchsten Zuwächse gibt es bei Focus (+15,7), Welt (+9,6) und Bild (+7,2), die alle bislang in der unteren Hälfte des Rankings zu finden waren. Der enorme Sprung bei Focus dürfte jedoch hauptsächlich auf Änderungen bei den Impressen zurückzuführen sein. So weist das Online-Impressum auf focus.de neuerdings nur noch drei Positionen aus, insgesamt verringert sich die Zahl der ausgewerteten Positionen dadurch fast um die Hälfte. Daher zeigen schon kleine Verändungen starke Auswirkungen auf das Ergebnis. Auch die Welt hat ihr Impressum geändert. Hier wie auch bei Bild schlagen sich aber auch neu besetzte Führungspositionen nach dem Rausschmiss des früheren Bild-Chefs Julian Reichelt nieder. So zieht mit Welt-Chefredakteurin Jennifer Whilton eine weitere Frau in die journalistische Top-Riege bei Springer ein. Edith Heitkämper, Vorsitzende von ProQuote Medien: „Das sind Schritte auf dem Weg zur mehr Frauenmacht in den Führungsetagen, die jungen Frauen und Männern Mut machen. Von einer selbstverständlichen Gleichberechtigung und gelebten Vielfalt allerdings sind wir in den meisten Medienunternehmen noch weit entfernt.“ Angesichts der Entwicklung bei den Impressen von Focus und Welt mahnt der Verein ProQuote Medien zu mehr Transparenz: „Medienunternehmen sollten die wahren Geschlechterverhältnisse in ihren Redaktionen nachvollziehbar machen und die Verantwortlichen klar benennen. Sonst kommt leicht der Verdacht einer Verschleierung der wahren Machtverhältnisse auf“, so Heitkämper. Die Frauenmachtanteile der einzelnen Medien sowie ihre Entwicklung in den vergangenen Jahren können Sie auch der animierten Kletterwand auf www.pro-quote.de entnehmen. Die Zahlen von Januar 2022 im Überblick: Rang Redaktion Gewichteter Frauenmachtanteil Veränderung zum Sommer 2021 in Prozentpunkten, in Klammern: bisheriger Rang 1. taz 62,1% ↑ plus 5,8 (1) 2. Stern 43,6% ↓ minus 3,4 (2) 3. Zeit 41,7% ↑ plus 3,4 (3) 4. Spiegel 39,6% ↑ plus 1,8 (5) 5. Focus 38,6% ↑ plus 15,7 (7) 5. SZ 38,6% ↑ plus 0,7 (4) 7. Bild 31,4% ↑ plus 7,2 (6) 8. Welt 31,3% ↑ plus 9,6 (8) 9. FAZ 23,7% ↑ plus 3,0 (9) Rennen im neuen Fenster öffnen Rennen im neuen Fenster öffnen Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“ – und seit Januar 2021 die „tageszeitung“. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Print- und Online-Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird: Je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen. Für nähere Informationen erreichen Sie uns unter presse@pro-quote.de. [/fusion_text][/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]
Neue RTL Führungsriege: Wo bleiben die Frauen?
ProQuote Medien fordert deutlich mehr Frauen in Verantwortung RTL stellt nach der Übernahme von Gruner + Jahr seine oberste Führungsriege komplett ohne Frauen auf. Zurzeit ist noch Julia Reuter, zuständig für Strategie und Personal, dabei, doch wenn sie das Unternehmen Ende April verlässt, ist die Geschäftsführung eine reine Männerriege. Im Führungsteam darunter dürfen sich vier Frauen zu achtzehn Männern gesellen, das sind gerade einmal 18 Prozent. Was auch auffällt: Alle Chefs und Chefinnen sind weiß. ProQuote Medien findet: Es ist erschreckend, dass sich ein Medienunternehmen im Jahr 2022 so unmodern, ohne Berücksichtigung von Frauen, ohne jegliche Diversität in der Führung präsentieren kann. Dabei spricht CEO Stephan Schäfer von einem „Medienhaus der Zukunft“. Dazu Edith Heitkämper von ProQuote Medien: „Es ist ein Schritt zurück in die Vergangenheit, wenn man sich an der Spitze rein männlich aufstellt. Gerade Medienunternehmen sollten es besser wissen.” So sendet der neu zusammen gewachsene Medienkonzern ein fatales Signal an die 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hause. Und eine nicht nachvollziehbare Botschaft auch an Leserinnen und Zuschauerinnen – besonders unverständlich, da RTL und Ex-Gruner + Jahr mit vielen ihrer Produkte klar auf Frauen ausgerichtet sind. Eine vielfältige Darstellung von Wirklichkeit auch mit weiblichen Sichtweisen ist so nicht gefördert. „Studien zeigen immer wieder: Frauen machen Unternehmen besser. Diversität macht Unternehmen besser. Bis nach Köln zu RTL Deutschland scheint dieses Wissen noch nicht durchgedrungen zu sein. Wir fordern deutlich mehr Frauen in der Verantwortung“, sagt Edith Heitkämper. TRANSLATE with x English Arabic Hebrew Polish Bulgarian Hindi Portuguese Catalan Hmong Daw Romanian Chinese Simplified Hungarian Russian Chinese Traditional Indonesian Slovak Czech Italian Slovenian Danish Japanese Spanish Dutch Klingon Swedish English Korean Thai Estonian Latvian Turkish Finnish Lithuanian Ukrainian French Malay Urdu German Maltese Vietnamese Greek Norwegian Welsh Haitian Creole Persian TRANSLATE with COPY THE URL BELOW Back EMBED THE SNIPPET BELOW IN YOUR SITE Enable collaborative features and customize widget: Bing Webmaster PortalBack