Hamburg, 16. Mai. Die heutige Verleihung des Henri-Nannen-Preises ist auch für ProQuote Anlass für ersten Applaus. Nie zuvor saßen in der Vorjury des wichtigsten deutschen Journalistenpreises so viele Frauen. Zwölf Frauen wählten in diesem Jahr zusammen mit 13 Männern die besten journalistischen Arbeiten aus.

Diese Entwicklung ist auch Verdienst von ProQuote, wie Julia Jäkel, Verlagschefin des ausrichtenden Gruner + Jahr-Verlags, auf Anfrage bestätigt. Der Verein hatte vor zwei Jahren den 80-Prozent-Männeranteil in den Jurys moniert – nachdem die Henris ausschließlich an 30 männliche Sieger gegangen waren. Jäkels Vorgänger, Bernd Buchholz, versprach daraufhin „offene Ohren“ für die Forderung nach Geschlechterparität in den Jurys. „Wir freuen uns, dass Gruner + Jahr den Worten hat Taten folgen lassen“, sagt ProQuote-Vorsitzende Annette Bruhns. Allerdings gebe es weiteren Handlungsbedarf: Das Verhältnis in der Hauptjury des Nannen-Preises zwischen männlichen und weiblichen Print-Juroren steht noch immer bei neun zu zwei. „Preise machen Karrieren“, mahnt Bruhns. „Der Ruch der Männerbündelei bei der Vergabe nimmt ihnen Renommee.“

Die Zusammensetzung der Jury für die Henris ist kein Einzelfall. Auch in der Jury für den Theodor-Wolff-Preis, für den Holtzbrinck- oder den Otto-Brenner-Preis  sitzen Frauen in eklatanter Minderheit am Tisch. Ausgewogene Verhältnisse dagegen beim Springer-Verlag: Die vergangene Woche mit den Axel-Springer-Preisen geehrten Print-Journalisten hatten fünf Frauen und vier Männer ausgewählt. „Fifty-Fifty-Besetzung könnte und sollte in allen journalistischen Jurys heute die Norm sein“, so Bruhns.

Rückendeckung gibt es von Gruner + Jahr. Zwar könnten die derzeitigen Jury-Mitglieder nicht einfach ihres Geschlechts wegen ausgetauscht werden, so Verlagschefin Julia Jäkel. „Aber Sie dürfen fest davon ausgehen“, verspricht Jäkel, „dass wir bei anstehenden Nachbesetzungen unserer Hauptjury sehr genau darauf achten werden, hervorragende Journalistinnen in die Jury zu holen.“