Am Freitagabend wurden in Hamburg die Henri-Nannen-Preise 2012 verliehen. Die Juroren, unter ihnen die wichtigsten Chefredakteure im deutschsprachigen Printjournalismus, zeichneten Qualitiätsjournalismus aus, zum ersten Mal auch den von der Bild-Zeitung.

Überraschend auch, wie deutlich die Jury entschied: Preiswürdige Qualität ist männlich, und zwar zu 100 Prozent.

Die Veranstaltung im Schauspielhaus hatte die gewohnte Klasse: In über zwei Stunden gab es viele lustige Sketche über trinkende Journalisten, tanzende und singende Reporterdarsteller und originelle Bemerkungen über das Kleid der Moderatorin. Die nominierten Journalistinnen waren dekorativ.

Der Henri Nannen-Preis in Zahlen

Köpfe m/w Männerquote in Prozent
Vorjury 17:5 78
Jury 12:3 80
Nominierungen 11:4 74
Nominierte 28:4 88
Pressefreiheit 1:0 100
Lebenswerk 1:0 100
Preisträger 30:0 100

ProQuote meint: Die Männer-Dominanz spiegelt sich auch in der Auswahl der prämierten Themen und Sichtweisen, unabhängig vom Geschlecht der jeweiligen Autoren. Es gewinnt eben nicht ein Text über Altenheim, Hartz IV oder Lehrer, sondern der Städtebau und das Managerporträt.

Der Printjournalismus hat ein Strukturproblem. Gerade jetzt, da auf allen redaktionellen Krisengipfeln die Rede davon ist, man müsse die Welt vielfältiger abbilden, um für mehr Leserinnen und Leser attraktiv zu sein, setzt diese Auswahl der Jury das falsche Signal.

Wir brauchen Erneuerung und Diversität im Journalismus.

ProQuote fordert deshalb: Besetzt Vorjurys und Jurys der Journalistenpreise paritätisch. Für eine bessere Mischung – auf der Bühne und im Blatt!

Alle nominierten Texte – von Männern und Frauen – unter www.henri-nannen-preis.de