Kahlschlag bei Gruner + Jahr: Vor allem die Frauen trifft es hart – wieder einmal.

Was waren das doch für schöne Worte gewesen. Als kürzlich bekannt wurde, dass Bertelsmann nun 100 Prozent an Gruner +  Jahr hält, bezeichnete Vorstandsboss Thomas Rabe das auch als Bekenntnis zum Journalismus. Jetzt steht fest, wie sich die Gütersloher den Journalismus künftig vorstellen. Die „Brigitte“ soll „zukunftsfähiger“ gemacht werden – nur leider ohne ausschließlich schreibende Redakteure. Dabei handelt es sich mit überdeutlicher Mehrheit um  Redakteurinnen. Zehn Frauen und ein Mann verlieren bei der „Brigitte“ ihren Job. ProQuote beobachtet diese Entwicklung mit großer Sorge.

„Für eine ausgewogene Berichterstattung braucht es gleichermaßen die Kompetenz von Männern und Frauen“, sagt Pro Quote-Vorstandsmitglied Dorothea Heintze zum geplanten Jobkahlschlag. „Die Entwicklungen bei Gruner + Jahr gehen in die entgegengesetzte Richtung und legen den Verdacht nahe, dass man vor allem Frauen möglichst rasch loswerden möchte.“

Deshalb klingt das, was in einem internen Strategiepapier steht, wie purer Hohn: Durch diese Strukturveränderung hole die „Brigitte“ „mehr Vielfalt und Potential von außen rein“, heißt es da. Und im Intranet von Gruner + Jahr wird lapidar mitgeteilt: „Die Redaktionen von Brigitte, Brigitte Woman und Brigitte Mom sollen den Planungen zufolge künftig ohne Textredakteure/innen auskommen.“ Das heißt ganz konkret:  Schreibende Redakteure und Redakteurinnen werden entlassen, lediglich Führungskräfte bleiben. Artikel recherchieren und schreiben? Das sollen künftig freie Mitarbeiter erledigen.

Auch Gruners grüne Gruppe rund um das Magazin „Geo“ kommt bei G+J-Chefin Julia Jäkel unter die Räder: Im Rahmen des konzernweiten „Effizienz-Programms“ werden bei „Geo“, „Geo Saison“ und „Geo Special“ Anfang 2015 insgesamt 14 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Bei „Geo Special“ sind es acht Frauen und vier Männer. Zur Erinnerung: Erst Ende September mussten beim „stern“ vor allem Frauen gehen, während ins Machtzentrum noch mehr Männer einrückten.

ProQuote ist in Gedanken bei den betroffenen KollegInnen und warnt Gruner + Jahr wie auch Bertelsmann gleichermaßen: „Wenn das Modell des ‚Von-unten-wegsparen‘ Schule macht, werden die Medien noch viel einseitig-männlicher auf die Welt gucken als bisher – ganz davon abgesehen, wer künftig noch gute und tief recherchierte Geschichten schreibt“, sagt Pro Quote-Vorstandsmitglied Heintze weiter. In den kommenden drei Jahren sollen bei Gruner + Jahr 400 Arbeitsplätze wegfallen. Heintze: „Es bleibt zu hoffen, dass dabei nicht überwiegend Männer übrig bleiben und Frauen die Leidtragenden sind. Danach sieht es nämlich zurzeit aus.“

Erst im November 2012 hatten die damalige „stern“-Chefredaktion und sieben Sprecherinnen der „stern“-Frauen eine Zielvereinbarung zur angemessenen Beteiligung von Frauen in der Redaktion unterzeichnet. In den kommenden Jahren, so hieß es damals, sollten 50 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt werden. ProQuote hatte diese Initiative ausdrücklich gelobt. Von dieser Zielvorgabe ist heute keine Rede mehr. Pro Quote fordert nun eine sofortige Abkehr von der Rausschmeißer-Politik

© Gruner + Jahr
Julia Jäkel © Gruner + Jahr

„Die Verlagschefs – Julia Jäkel, aber auch Thomas Rabe – sollten endlich ihre Arbeit machen und zukunftsfähige Digitalkonzepte entwickeln, statt an dem zu sparen, was ihr wichtigstes Kapital ist: dem Journalismus“, fordert Pro Quote-Vorstandsmitglied Heintze.

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