ProQuote bewertet frauenfreie stern-Spitze äußerst kritisch

Die Journalisteninitiative ProQuote e.V. bewertet die jüngsten Entwicklungen beim Nachrichtenmagazin stern äußerst kritisch: Nach der Entlassung von Dominik Wichmann ist Vizechefredakteurin Anita Zielina, die auch den Online-Bereich stern.de geleitet hat, aus dem Verlag Gruner + Jahr ausgeschieden.

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„Wir sind zutiefst bestürzt, die jetzt fünfköpfige Führungsspitze des stern ist wieder komplett frauenfrei“, sagt Kathrin Buchner, Vorständin von ProQuote Medien. Denn als Nachfolger von Zielina auf den Chefposten von stern.de steigt mit Philipp Jessen ein weiterer Mann in die Führungsriege des stern ein. Zuvor hatte Christian Krug, zukünftiger Chefredakteur des Magazins, Thomas Ammann als neuen Stellvertreter berufen. Während Jessen bei der „Gala“ Krugs Stellvertreter war, arbeitete Ammann, wie Krug, früher bei „Spiegel TV“. Die bisherigen Stellvertreter Hans-Peter Junker und Giuseppe Di Grazia bleiben im Amt. Buchner: „In Zeiten, in denen auch Frauen verstärkt als Leserinnen zu gewinnen sind, ist dies ein Schritt zurück in die redaktionelle Steinzeit statt in eine moderne Medienzukunft.“ Zudem würden Absprachen der jüngsten Vergangenheit komplett ignoriert. Erst im November 2012 unterzeichneten die stern-Chefredakteure und sieben Sprecherinnen der stern-Frauen eine Zielvereinbarung zur angemessenen Beteiligung von Frauen in der Redaktion. In den kommenden Jahren sollten 50 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt werden. ProQuote hatte diese Initiative ausdrücklich gelobt. Bei Gruner + Jahr sieht man keine Diskrepanz zwischen Zielvereinbarung und Realität. „Anita Zielina hat gekündigt, dies bedauern wir, aber so etwas kommt vor – und ja, diese Position wird zukünftig durch einen Mann besetzt. Dies ist aber sicher kein Indiz dafür, dass die Frauenförderung beim stern zukünftig keine Rolle mehr spielen wird“, sagte G+J-Sprecher Claus-Peter Schrack. Krug selbst äußerte sich nicht, es sei ein Gebot der Fairness, Herrn Krug erstmal starten zu lassen und ihn dann daran zu messen, welche zukünftigen Personalentscheidungen er treffen werde, so Schrack. „Wir appellieren nachdrücklich an Christian Krug, diese Entwicklung mangelnder weiblicher Beteiligung in der Führung beim stern zu korrigieren“, so Buchner von ProQuote.

P.S. Die Beförderung von Frauen erfolgt derweil beim stern so: Statt nach oben nach draußen – während oben im Machtzentrum Männer einrücken, fliegen in „unteren“ Dienstleistungsbereichen fast nur Frauen raus: Infografikerin, Bildbearbeiterin, zwei Stabsstellen, eine Redakteurin und das Team, das den Nannenpreis ausrichtet: weitere drei Frauen – alle entlassen.

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