Hamburg, den 1. März 2013. Die Journalisteninitiative „ProQuote Medien“ ist enttäuscht über die Zusammensetzung der neuen Führungsmannschaft des „stern“. „Wir haben dem stern öffentlich gratuliert zur Ankündigung, künftig die Hälfte aller Führungspositionen mit Frauen zu besetzen“, sagt die ProQuote-Vorsitzende Annette Bruhns. „Jetzt fühlen wir uns verprellt. An der neuen Spitze stehen drei Männer, null Frauen. Ist das nicht ein Verrat am Leser?“

Genau vor einem Jahr, am 1. März 2012, hatte „stern“-Chefredakteur Thomas Osterkorn seinen Lesern im Editorial unter der Überschrift „Frauen an die Macht“ den „lieben Leserinnen“ erklärt, dass die Chancen gut stünden für eine Frau in der Chefredaktion. „Mich würde es freuen.“ Erklärtes Ziel sei, die „Hälfte aller Führungspositionen mit Frauen zu besetzen“. Tatsächlich liegt der Frauenführungsanteil in der gesamten Textredaktion jetzt bei 38 Prozent, und auch drei Frauen gehören zu den sechs „managing editors“, die unterhalb der drei Männer an der Spitze stehen und zur erweiterten Chefredaktion zählen.

„Wir fühlten uns damals von Osterkorn rechts überholt, weil ProQuote nur eine 30-Prozent-Quote gefordert hat“, sagt SPIEGEL-Redakteurin Bruhns. „Wir verlangen sie aber auf jeder Hierarchieebene. Es ist höchste Zeit, dass Frauen ganz oben mitspielen, da, wo die Titel gemacht werden. Das wurde vom stern auch angekündigt. Diese Entscheidung ist darum um so ärgerlicher.“

Immerhin: Der neue Mann an der „stern“-Spitze, Dominik Wichmann, hat ProQuote heute morgen neue Versprechungen gemacht. „Sie können davon ausgehen, dass im Laufe der kommenden Jahre vieles (wenn nicht sogar mehr) von dem erfüllt sein wird, was Ihr Anliegen ist“, schrieb Wichmann. „Weil es auch mein Anliegen ist.“