ProQuote irritiert: ZDF-Chefredakteur Frey zementiert selbst erkannten Mangel in Auslandsberichterstattung / Gebührenfinanzierter Sender im weiblichen Blickwinkel fast blind

Hamburg, 30. März 2015
Wer bestimmt im ZDF die Auslandsberichterstattung? – Fast nur Männer. „Es ist richtig, dass der Anteil der Frauen bei den Studioleitern im Ausland derzeit nicht zufriedenstellend ist“, räumte ZDF-Chefredakteur Peter Frey gegenüber ProQuote ein. Das war vor gut einem Jahr. Statt aber aktiv etwas gegen den Chefinnen-Mangel zu tun, zementiert Frey jetzt die männerdominierte Berichterstattung über das Ausland sogar noch.

Dies irritiert die Journalisteninitiative ProQuote: Zum Leiter des „Auslandsjournal“ (dem wichtigsten außenpolitischen Magazin im ZDF) befördert Frey mit Markus Wenniges als Nachfolger von Diana Zimmermann nun noch einen weiteren Mann auf einen der wichtigen Chefposten in der Auslandsberichterstattung. Zwar wird Diana Zimmermann künftig das Studio London leiten, die Zahl von nur drei Führungsfrauen in den insgesamt 19 Auslandsstudios des Zweiten aber bleibt mit knapp 16 Prozent konstant. (Susanne Gelhard geht aus London zurück nach Mainz.)

„Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate ignoriert Frey bewusst eine Option, dem selbst erkannten Missverhältnis im Führungskader des öffentlich-rechtlichen Senders entgegenzuwirken“, sagt ProQuote-Vorstand Birte Siedenburg. „Das gleicht einer Ohrfeige besonders für weibliche Gebührenzahler, denn das Weltgeschehen wird weiterhin vor allem aus männlicher Perspektive präsentiert.“

Die Leitung eines Auslandsstudios gilt bei den Öffentlich-Rechtlichen als Lackmustest für höhere Weihen. Wie nahtlose Frauenförderung gerade hier funktioniert, zeigt das Erste dem ZDF: Bei der ARD steigt Tina Hassel im Juni zur Leiterin des Hauptstadtstudios in Berlin auf. Qualifizieren durfte sich Hassel zuvor mehrfach im Ausland, zuletzt als Büroleiterin in Washington. Ihr folgt mit Ina Ruck nun wieder eine Frau auf diesen wichtigsten Auslandsposten.

ProQuote Medien befragte ZDF-Chefredakteur Peter Frey schriftlich, warum er im ZDF so wenigen Frauen die Bewährungsprobe im Ausland ermögliche. Die Antwort blieb er schuldig. Stattdessen ließ er seinen Sprecher Thomas Hagedorn kryptisch antworten: Das Nachrücken des „bisherigen Stellvertreters“ auf den Leitungsposten im „Auslandsjournal“ sei „inhaltlich orientierte Personalentwicklung“.

Außenpolitische Rückständigkeit beim Zweiten: Sieben von 24 TV-Auslandsstudios der ARD leiten Frauen (29,1 Prozent). Das ZDF hingegen hat nur in drei von 19 Auslandsstudios eine Frau mit der Leitung betraut (15,8 Prozent).

Querverweis: Mit dem Begriff Frauen* beziehen wir uns auf alle Personen, die sich als Frauen identifizieren oder von der Gesellschaft als Frauen gelesen werden, einschließlich Transfrauen, Intersexuellen, Nonbinary Personen und allen, die sich mit dem weiblichen Spektrum identifizieren, um die Vielfalt und Komplexität von Geschlechtsidentitäten anzuerkennen und einzuschließen.

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