In den deutschen Leitmedien hat es einige Machtverschiebungen zwischen den Geschlechtern gegeben. Zu diesem Ergebnis kommt der Verein ProQuote Medien in seiner jüngsten Zählung der Frauenmachtanteile in den deutschen Print- und Online-Leitmedien. Im Vergleich zum Sommer 2019 weist etwa die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ mehr Frauen in Führungspositionen auf. So bewirken unter anderem die Aufstiege von Inken Schönauer zur Ressortleiterin Finanzen und Sandra Kegel zur verantwortlichen Redakteurin für das Feuilleton, dass der Frauenmachtanteil der Printredaktion um fast sechs Prozentpunkte auf jetzt 23,3 Prozent gestiegen ist. Die FAZ überspringt damit erstmals seit Zählbeginn 2012 die 20-Prozent-Marke und verbessert sich im Ranking von Platz 7 auf Platz 5. „Dieses Ergebnis bleibt zwar immer noch weit unterhalb einer fairen Beteiligung von Frauen“, kommentiert ProQuote-Medien-Vorstandsmitglied Edith Heitkämper, „doch zumindest zeigt sich endlich ein Fortschritt bei der FAZ“.
Verluste bei den Frauenmachtanteilen gab es hingegen bei der „Süddeutschen Zeitung“, die wieder unter die 30-Prozent-Marke sackt, sowie bei „Bild“, wo Frauen nun weniger als ein Viertel der redaktionellen Macht auf sich vereinen. „ProQuote Medien guckt hier sehr genau hin“, sagt Edith Heitkämper. „Gerade von Leitmedien ist im Jahr 2020 zu erwarten, dass Frauen starke und verantwortungsvolle Positionen einnehmen anstatt vom Hof gejagt zu werden.“
Wie sich eine aktiv betriebene Frauenförderung auswirken kann, zeigen Print- und Onlineredaktion des „Stern“: Beide erreichen jeweils einen weiblichen Machtanteil von 53,1 Prozent, wobei Frauen auf allen Hierarchieebenen stark vertreten sind. Mit diesen Werten liegen „Stern“ und „stern.de“ unangefochten auf Platz 1. Direkt dahinter folgt der „Spiegel“. Mit Werten über 40 Prozent konnte das Nachrichtenmagazin seine Frauenmachtanteile deutlich steigern – auch ein Ergebnis der umfassenden Umstrukturierungen im Zuge der Print-Online-Fusion.
Print
*in Prozentpunkten
Rangfolge Januar 2020 | Veränderung zu Juni 2019*, Rang in Klammern | ||
---|---|---|---|
1. | Stern | 53,1 % | +0,9 (1.) |
2. | Spiegel | 42,5 % | +3,6 (2.) |
3. | SZ | 29,3 % | -3,3 (3.) |
4. | Zeit | 29,1 % | +0,7 (4.) |
5. | FAZ | 23,3 % | +5,8 (7.) |
6. | Bild | 22,8 % | -3,4 (5.) |
7. | Welt | 21,3 % | +2,5 (6.) |
8. | Focus | 11,1 % | -0,7 (8.) |
Online
Rangfolge Januar 2020 | Veränderung zu Juni 2019*, Rang in Klammern | ||
---|---|---|---|
1. | stern.de | 53,1 % | +12,4 (1.) |
2. | spiegel.de | 41,3 % | +9,8 (5.) |
3. | zeit.de | 38,9 % | +1,2 (3.) |
4. | focus.de | 29 % | -3,3 (4.) |
5. | sueddeutsche.de | 28,9 % | -5,7 (3.) |
6. | welt.de | 25 % | – (6.) |
7. | bild.de | 23 % | -1,5 (7.) |
8. | faz.net | 16,1 % | – (8.) |
Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Welt“ sowie – seit 2015 – die zugehörigen Online-Redaktionen. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird – je höher die Position, desto größer die Machtfülle. ProQuote Medien fordert, die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen.