“Ich engagiere mich für Pro Quote, damit Journalismus in Deutschland endlich von den Besten gemacht wird”, sagt Annette Bruhns, “Spiegel”-Redakteurin seit 1995 und Buchautorin. Die Mitglieder des Vereins ProQuote fordern: Mindestens 30 Prozent der journalistischen Führungspositionen sollen mit Frauen besetzt sein.
Warum schaffen es Frauen nicht oh-ne Quote an die Spitze von Medienunternehmen?
Annette Bruhns: Der Frauenanteil an der Spitze von Medienunternehmen ist genauso niedrig wie in den Vorständen der Dax-Unternehmen. Die Gründe sind überall dieselben: Chefs fördern nach dem Ähnlichkeitsprinzip, Frauen sind nun mal nicht ähnlich genug; Migranten übrigens auch nicht.
Gibt es Länder, in denen Frauen leichter in Führungspositionen gelangen als in Deutschland?
Bruhns: Ja. Frankreich, Spanien, Großbritannien haben Deutschland abgehängt, sowohl was Frauen in Führung angeht wie auch was die Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern betrifft. Vielleicht hat hierzulande Hitlers Bund-Deutscher-Mädel-Mentalität noch nachgewirkt, das Ideal der Nur-Mutter? Ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass die hochqualifizierte Frauengeneration von heute Verantwortung übernehmen kann und muss.
Auf der Homepage von ProQuote schreibt ein Kommentator: „Und warum sollten es unbedingt Top-Führungspositionen sein, die Stadtreinigung/Müllabfuhr könnte auch ein paar weibliche Hände gebrauchen…“ Was antworten Sie ihm?
Bruhns: Ich wäre für Männerquoten im Reinigungsgewerbe, bei Erziehern oder Altenpflegern, fürchte aber, auch diese Maßnahme würde nicht zu mehr menpower in diesen wichtigen, aber unterbezahlten Berufszweigen führen.
Die Fragen stellte Roman Kocholl
