ProQuote Medien kritisiert ARD-Entscheidung zur Besetzung von Führungspositionen

Eine verpasste Chance für Gleichberechtigung und Diversität

Der Verein ProQuote Medien gratuliert der designierten ARD-Programmdirektorin Christine Strobl zu ihrer neuen Führungsposition. Leider ist sie die einzige Frau in einem Führungskarrussell, über das die ARD-Intendant*innen gerade entschieden haben. Denn vier weitere Spitzenposten werden durch Männer besetzt: der ARD-Chefredakteur, der Degeto-Geschäftsführer, der funk-Geschäftsführer und der stellvertretende Leiter des ARD-Hauptstadtstudios.

Ein Armutszeugnis. Denn damit besetzt die ARD FÜNF (5) Führungspositionen neu – davon exakt EINE (1) mit einer Frau.

Gab es – wieder einmal – keine passenden Frauen, liebe Intendant*innen? Konnte man 2020 für solche “äußerst anspruchsvollen Aufgaben”, wie der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow betonte, wirklich fast nur weiße mittelalte Männer als “herausragende Persönlichkeiten” gewinnen? Wo bleibt die Diversität? Was nützt es, wenn die Sender einerseits Gleichstellungsbeauftragte beschäftigen und Coachings zu Diversity abhalten, bei Personalentscheidungen hingegen Gendergerechtigkeit offenbar keine Rolle spielt?

“Das wäre die Chance gewesen, mehr Frauen in die ARD-Führung zu bekommen. Stattdessen sind mehrheitlich Männer zum Zuge gekommen”, kritisiert die ProQuote Medien-Vorsitzende Edith Heitkämper. “Das Vorgehen zeigt, dass die Äußerungen der ARD-Chefetagen, man wolle sich für mehr Gleichberechtigung einsetzen, reine Lippenbekenntnisse sind. Hier hätte man eine Chance nutzen können, um eine modernere, diversere Unternehmenskultur der ARD einzuläuten. Dass das nicht passiert, ist bedauernswert.“

Die ARD möchte so in die digitale Zukunft gehen, heißt es. ProQuote Medien fragt sich: Wie soll die ARD mit praktisch nur Männern an diesen entscheidenden Schnittstellen ein zukunftsfähiges Programm gestalten, für eine Gesellschaft, die eben nicht nur aus Männern in den besten Jahren besteht? Der Verein fordert, die Sichtweisen und Lebenswirklichkeiten der Hälfte der Bevölkerung, nämlich von Frauen, endlich angemessen in die Personalentscheidungen miteinzubeziehen.

Schon das Ergebnis der ProQuote Medien-Studie von 2018 offenbarte, dass die ARD im Bereich der Führungsverantwortung von Frauen noch großen Nachholbedarf hat. Anstatt an Gleichstellung und gerechteren Chancen für Frauen zu arbeiten, setzen die Sender mit dieser Entscheidung für vier Männer und eine Frau die falschen Weichen.

Über den Verein:
ProQuote Medien e.V. ist ein eingetragener und bundesweit agierender Verein, der 2012 in Hamburg von Journalistinnen gegründet wurde. Ziel des Vereins ist es, Chancengleichheit bei der Besetzung von journalistischen Führungspositionen herzustellen und somit eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern hinsichtlich Entscheidungskompetenz, Einflussnahme und Einkommenschancen in deutschen Medien zu erreichen. Seit seiner Gründung erhebt der Verein den Anteil von Frauen in redaktionellen Führungspositionen deutscher Medien, unter anderem in mehreren Studien, und veranstaltet seit 2018 eine jährliche Fachtagung.

Querverweis: Mit dem Begriff Frauen* beziehen wir uns auf alle Personen, die sich als Frauen identifizieren oder von der Gesellschaft als Frauen gelesen werden, einschließlich Transfrauen, Intersexuellen, Nonbinary Personen und allen, die sich mit dem weiblichen Spektrum identifizieren, um die Vielfalt und Komplexität von Geschlechtsidentitäten anzuerkennen und einzuschließen.

Kontakt

040 / 257 647 31

presse@pro-quote.de

kontakt@pro-quote.de

Postanschrift Geschäftsstelle:
ProQuote Medien e.V.
Am Felde 13, 22765 Hamburg

Newsletter Anmeldung

© 2024 ProQuote Medien e.V.