Hamburg, 7.11. 2013 Die Journalisteninitiative ProQuote wünscht den Medienfrauen bei ihrem Herbsttreffen am kommenden Wochenende in Berlin Schub. „Das selbstbewusste Motto der Zusammenkunft der ARD-, ZDF- und ORF-Medienfrauen ist ,Wir sind Programm‘. Nur: Wann machen Frauen endlich auch Programm?“, sagte ProQuote-Vorsitzende Annette Bruhns. „Die Gestaltungsmacht der Fernsehfrauen bleibt weit hinter dem öffentlich-rechtlichen Anspruch auf Gleichstellung zurück.“

Erstmals hat die ARD im Rahmen ihrer Transparenzoffensive Zahlen über Senderchefinnen veröffentlicht. Dabei liegt Rundfunk Berlin-Brandenburg mit 46,1 Prozent Frauenführungsanteil einsam an der Spitze – bis auf Radio Bremen bleiben alle übrigen Anstalten noch unter 30 Prozent; beim Südwestrundfunk und beim Saarländischen ist sogar nur jede fünfte Führungskraft weiblich. Das ZDF überbietet mit einem Anteil von 35,4 Prozent die meisten Ersten Programme. „Das Gros der Macherinnen rangiert aber auf den unteren Führungsebenen“, sagte Bruhns. „Die Intendanz, die Direktion und die wichtigsten Hauptredaktionen des Zweiten werden von Männern geleitet.“

ProQuote begrüßt die neue Transparenz, weil dadurch zum ersten Mal einheitlich gezählt wurde. Überraschende Folge: Der Frauenführungsanteil des NDR sank drastisch – von 34 auf 26 Prozent. „Bisher hatte man nur gemessen, wie hoch der Anteil der Frauen in den obersten drei Vergütungsstufen war“, erklärte Bruhns. Jetzt würden nur jene Besserverdienerinnen gezählt, die auch Personalverantwortung tragen.

Lutz Marmor, NDR-Intendant und gleichzeitig ARD-Vorsitzender, hat Besserung gelobt. „Wir möchten den Anteil von Frauen in Führungspositionen in den kommenden Jahren deutlich erhöhen“, ließ der ARD-Chef ProQuote wissen. Der NDR strebe an, „langfristig 50 Prozent“ der Leitungsposten weiblich zu besetzen. „An den Ergebnissen lassen wir uns messen“, so Marmor. Eine Frist für das Erreichen dieses Ziels gibt es aber nicht.

ZDF-Intendant Thomas Bellut machte dagegen gar keine Versprechen. Die Antwort seiner Pressestelle auf die Bitte um ein Wort des Intendanten zu mehr weiblicher Führung war: Schweigen. „Wer meint, die Frauenfrage aussitzen zu können, erkennt nicht die Zeichen der Zeit“, warnte Bruhns. „Mit der Quote für Aufsichtsräte wird der Wettbewerb um Topfrauen auch in den Medien zunehmen.“ Immer mehr Gebührenzahlerinnen wollten wissen, wer die Themen bestimmt.

Quellen:

http://www.ard.de/home/intern/Mitarbeiterinnen_und_Mitarbeiter_in_der_ARD/309568/index.html

http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/26793550/4/data.pdf