„Wir sind keine Kleiderständer“ – ProQuote Medien fordert mehr Vielfalt im TV-Programm

Solange Fernsehjournalistinnen und Moderatorinnen als vermeintlich „schön“, „rassig“ oder „sexy“ gelten, dürfen sie noch ins Fernsehen. Ab Mitte 30 ist dann meist Schluss. Das zeigt eine neue, umfassende Studie der Universität Rostock unter Schirmherrschaft von Schauspielerin Maria Furtwängler. Für diese wurde das Programm von 21 TV-Sendern systematisch nach Geschlechterunterschieden untersucht. „Die Ergebnisse sind erschütternd”, sagt Antonia Götsch, stellvertretende Vorsitzende von ProQuote Medien.

Nach wie vor sind Frauen im Fernsehen deutlich unterrepräsentiert, vor allem, wenn es um journalistische Formate geht. Männer erklären die Welt: Sie sind die Experten, Moderatoren, Journalisten und Sprecher. Ja, sogar als Gastgeber von Game-Shows dominieren sie den Bildschirm. Kurz: Laut Studie präsentieren uns etwa 80 Prozent aller non-fiktionalen Unterhaltungsprogramme die „Herren der Schöpfung“. Bis etwa Mitte 30 sind beide Geschlechter in allen TV-Formaten etwa gleich oft zu sehen, zeigt die Studie. Mit zunehmendem Alter verschwinden Frauen nahezu gänzlich. Unter den über fünfzigjährigen Protagonisten taucht dann rechnerisch neben drei Männern nur noch eine Frau auf.

„Es ist ärgerlich, darauf hinweisen zu müssen, dass Frauen keine dekorativen Kleiderständer sind“, sagt Götsch. ProQuote Medien fordert alle Intendanten und Programmchefs auf, endlich Strukturen zu schaffen, die Stereotypen und unbewusste Vorurteile bei der Auswahl von Moderatoren, Journalisten und Sprechern erkennbar außen vor lassen. Die Vereinigung von Journalistinnen und Journalisten fordert 50 Prozent der Führungsposten in den Redaktionen deutschen Medien für Frauen, auf allen Hierarchiestufen. „Mehr Vielfalt auf Chefposten sorgt sicherlich auch für Vielfalt auf dem Bildschirm“, so Götsch.

Die Studie ist heute erschienen mit dem Titel „Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland“, unter Leitung von Prof. Dr. Elizabeth Prommer und Dr. Christine Linke. Die Forscherinnen des Instituts für Medienforschung an der Universität Rostock haben für ihre Studie 2945 Einzelprogramme auf 21 Sendern zwei Wochen lang ausgewertet.