Alles gut für Frauen MDR? Leider nicht, stellten ProQuote und der Journalistinnenbund kürzlich bei einem Besuch in Leipzig bei Intendantin Prof. Dr. Karola Wille fest.
So gäbe es im MDR zwar eine Frauenquote von 25 Prozent auf allen Führungsebenen – aber, so kritisierten es ProQuote und jb, die journalistischen Führungspositionen seien weitaus weniger mit Frauen besetzt: In den oberen drei Hierarchieebenen zählten sie nur sechs Frauen, dagegen aber 19 Männer. Als eine Maßnahme plant der MDR mehr Familienfreundlichkeit. „Wir haben die niedrigste Teilzeitquote der ARD“, betonte Karola Wille. Fakt ist: Viele Frauen gehen, wenn sie Kinder haben, in Teilzeit. Oft eine Falle. Wille betonte jedoch, dass Teilzeit kein Argument gegen eine Beförderung sei. Der MDR stelle außerdem Plätze in einem sendernahen Kindergarten zur Verfügung, doch „anstellen müssen sich alle“, und: Der Nachwuchs von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern muss draußen bleiben. „Das ist ein Unding“, sagte ProQuote-Vorstand Dr. Sylvia Nagel. „Auch beim MDR, wie bei allen anderen ARD-Anstalten, sind die Freien das Rückgrat des Sendebetriebes, ohne die gar nichts mehr laufen würde, denn sie machen zum großen Teil das Programm.“
Im Gedankenaustausch ging es weiter um die Nachwuchsförderung: Beim jüngsten Nachwuchsprogramm, so Karola Wille, seien fast die Hälfte der Teilnehmenden weiblich gewesen. Zudem biete der MDR Führungskräfteseminare speziell für Frauen an, und alle Stellen würden extern ausgeschrieben. „Oft bewerben sich erstaunlich wenige Frauen auf Führungspositionen“, gab Karola Wille zu bedenken. Hier appellierte sie an die Medienmacherinnen, sich mehr zuzutrauen. Gleichstellungsbeauftragte Claudia Müller engagiere sich sehr für Frauen in der Führung, hieß es, und unterstütze Frauen, die nach oben wollten.
Die Intendantin gab Einblicke in ihren persönlichen Karriereweg. „Ich habe mich nie benachteiligt gefühlt“, sagte sie, „und bin meinen Weg gegangen.“ Mit 36 Jahren kam Wille ins ARD-Justiziariat, mit 52 Jahren wurde sie zur Intendantin des MDR berufen. Sie hatte einen bekannten Förderer: Udo Reiter.
Vor dem Hintergrund senderinterner Umstrukturierungen appellierten „ProQuote“ und „jb“ an die Intendantin, den eingeschlagenen Weg mit aller Konsequenz weiter zu verfolgen. jb-Vorstandsmitglied Sonya Winterberg: „Journalistinnen dürfen beim MDR nicht auf der Strecke bleiben. Der Sender braucht starke Führungsfrauen, anders ist der konsequente Übergang in das digitale Zeitalter nicht zu machen!“