Fusion bei RTL und Gruner + Jahr: Wo bleiben die Frauen?

ProQuote Medien fordert mehr Frauen in den neuen Führungsebenen

Hamburg, 01.09.2021: Es ist eines der ambitioniertesten Medienprojekte der vergangenen Jahre, doch darüber entscheiden sollen wohl nur die Herren: Bei der Fusion von RTL und Gruner + Jahr (u.a. Stern, Geo, Brigitte) dürfen offenbar keine Frauen mitreden.

Die Führungsspitze will Bertelsmann-Vorstand Thomas Rabe mit zwei Männern besetzt. Stephan Schäfer, seit diesem Jahr Chef von Gruner + Jahr, und Matthias Dang, Chef der AdAlliance, sollen die beiden zusammengelegten Marken führen. So meldet es der Mediendienst DWDL. ProQuote Medien fragt: Soll diese Fusion im Jahr 2021 wirklich so unmodern und ohne jegliche Diversität stattfinden?

Der Kahlschlag beim Führungspersonal, den es schon im Vorfeld gab, betraf bei RTL vor allem Frauen. Deshalb macht sich nun ein Klima der Angst breit. So erreichte ProQuote Medien ein dramatischer Hilferuf. Der Brief thematisiert, dass sowohl die Mediengruppe RTL als auch Gruner +Jahr einen gewaltigen Rückschritt in puncto „Frauen in Führung“ gemacht haben. „Es ist absurd, dass alle von mehr Frauen in Führung reden, dass es nicht schnell genug geht, dass Medien diverser gemacht werden müssen und nun (…) passiert im wahrscheinlich bald größten journalistischen Unternehmen Deutschlands das Gegenteil.“, so heißt es in dem Brandbrief, der ProQuote Medien erreichte.

Die Journalistinnen, die vor allem aus Hamburg und Köln stammen und anonym bleiben möchten, zählen auf, wessen Köpfe gerollt sind. Mehr als eine Handvoll weibliche Führungspositionen seien es schon jetzt vor der Fusion. In den Betriebsversammlungen in Hamburg und Köln wurden die Einsparungen damit erklärt, dass sich die Medienunternehmen neu aufstellen, schlanker sein wollten, dass es weniger Führungskräfte geben soll. „Es ist typisch, dass diese Umstrukturierungen vor allem Frauen betreffen, während männliche Mitarbeiter von diesen profitieren“, sagt Edith Heitkämper, Vorsitzende von ProQuote Medien. „Dies ist umso weniger hinnehmbar, als dass die betroffenen Medienunternehmen klar auf Frauen ausgerichtet sind und einen deutlich höheren Frauenanteil bei Zuschauer:innen und User:innen haben. Diesen Rollback kann sich Bertelsmann nicht leisten.“

Zum 1.1.2022 soll die Zusammenführung abgeschlossen sein. Die Synergien sollen rund 100 Millionen Euro pro Jahr betragen, ein Viertel davon durch Personaleinsparungen. „Diese Einsparungen müssen gleichermaßen Männer und Frauen treffen“, so Edith Heitkämper: „Ebenso muss gelten: In der neuen Führungsebene kann es nur so sein, dass die Chefposten paritätisch verteilt sind. Wir appellieren an die Spitze der Medienhäuser, im Besonderen an Thomas Rabe, dass er mit der Zeit und nicht rückwärts geht.“

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