Frau

Annette Bruhns

Vorstandsvorsitzende

15. Januar 2013

 

Sehr geehrte Frau Bruhns,

vielen Dank für Ihren Brief und die guten Wünsche zum Jahreswechsel, die ich gern erwidere.

Wie Ihnen Herr Dr. Schmid-Lossberg, Leiter unseres Geschäftsführungsbereichs Personal, auf Ihren ersten Brief im Februar vergangenen Jahres antwortete, verfolgen ProQuote und Axel Springer die gleichen Ziele: Im Juni 2010 haben wir das Projekt „Chancen:gleich!“ ins Leben gerufen und uns zum Ziel gesetzt, innerhalb von 5-8 Jahren den Anteil von Frauen in Führungspositionen von damals 16% auf über 30% zu verdoppeln.

Mit vielfältigen Rekrutierungsmaßnahmen – wie zum Beispiel speziell auf Frauen ausgerichtete Bewerbungsanzeigen, Auftritte auf spezialisierten Hochschulmessen oder die Schaffung des “Women in Media”-Awards – sorgen wir seitdem dafür, dass sich die besten weiblichen Talente für unser Unternehmen interessieren. Bei jeder Neubesetzung von Führungspositionen wird mindestens eine qualifizierte Frau vorgeschlagen, andernfalls kann die Stelle nicht besetzt werden. Das garantiert ein Vorstandsbeschluss. Mit den Führungskräften der ersten Ebene sind darüber hinaus individuelle Zielgrößen für den jeweiligen Verantwortungsbereich vereinbart, um die Besetzungspotenziale gerade für Frauen in den eigenen Reihen frühzeitig planen zu können.

So sind wir heute unserem Ziel bereits ein gutes Stück näher gekommen. Auf allen Führungsebenen hat sich der Anteil von Frauen sehr dynamisch erhöht. Insgesamt lagen wir Ende 2012 bereits bei 27,2 %. Die Quote von 30% rückt also in greifbare Nähe – allerdings nicht erst 2015, wie ursprünglich von uns anvisiert, oder 2017, wie von Ihnen vorgeschlagen, sondern vermutlich schon vorher.

Die erfreulichen Zahlen stimmen uns zuversichtlich, doch wissen wir auch: Die bloße Quotensteigerung allein reicht nicht aus. Um einen höheren Frauenanteil im Unternehmen dauerhaft zu etablieren, bedarf es eines kulturellen Wandels. Immer mehr Frauen erwarten Bedingungen, die zu ihrer Lebensplanung – also insbesondere zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf – passen.

Um diesen Wandel mitzugestalten, bieten wir spezielle Seminare, Vorträge und Beratungsleistungen an, die es den Frauen erleichtern und sie gleichzeitig bestärken, Beruf und Familie zu verbinden. So haben wir zum Beispiel im Mai des vergangenen Jahres ein neues Elternzeitprogramm ins Leben gerufen, das die Kommunikation zwischen direkter Führungskraft und Mitarbeiterinnen durch fest definierte Prozesse unterstützt: ein Planungsgespräch drei Monate vor der Geburt, ein Orientierungsgespräch ein halbes Jahr vor Wiedereinstieg und ein Wiedereinstiegsgespräch sechs bis vier Wochen vor Arbeitsbeginn. Und wir stellen fest: Viele Kolleginnen führen ihren gelungenen Wiedereinstieg vor allem auf den engen Kontakt zum Unternehmen während der Elternzeit zurück.

Doch der kulturelle Wandel bei Axel Springer betrifft nicht nur die Frauen. Denn auch immer mehr Männer möchten eine aktivere Rolle in der Familie übernehmen und dabei nicht auf Karriere und Erfolg im Beruf verzichten. Mit dem im Juni 2012 gemeinsam mit der Commerzbank ins Leben gerufenen “Väternetzwerk” unterstützen wir diesen Wandel der Vaterrolle aktiv und bieten Mitarbeitern und ihren Familien ein vielfältiges Programm an. Bei Wochenendaktivitäten mit den Kindern wird der Erfahrungsaustausch unter den Vätern gefördert und auf Netzwerk-Seminaren werden die Väter zur „aktiven Vaterschaft“ ermuntert.

Den Wiedereinstieg nach der Elternzeit für die Mütter und Väter bei Axel Springer erleichtern die betriebsnahen Kindertagesstätten “Wolkenzwerge” in den Axel-Springer-Gebäuden in Berlin und Hamburg. Ein hervorragender Betreuungsschlüssel, verlässliche Regelbetreuung und flexible Öffnungszeiten geben den Müttern und Vätern im Unternehmen Planungsspielraum und ein sicheres Gefühl. Wie sehr die “Wolkenzwerge” unseren Führungskräften am Herzen liegen, zeigen Aktionen wie von Heike Rust (Leiterin Konzernfinanzen) und Hans Hamer (Verlagsgeschäftsführer Auto, Computer & Sport), die kurz vor Weihnachten den Schreibtischstuhl gegen ein Kissen auf den Kita-Fußböden in Berlin und Hamburg eintauschten, um den Kindern Märchen vorzulesen. Ähnliche Aktionen unter Beteiligung unserer männlichen und weiblichen Führungskräfte, wie der “Kinderfotoreporter” oder das “Job-Dingsda”, führen unseren Mitarbeitern regelmäßig vor Augen, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Axel Springer groß geschrieben wird.

Apropos Schreiben: Auch in den Redaktionen tauschen sich unsere Mitarbeiter in Workshops oder Best-Practice-Runden regelmäßig über Ideen und Maßnahmen zur besseren genderbalancierten Zielgruppenansprache aus. So stellen wir sicher, dass das “Frauenthema”  nicht zu stark von Themen wie Teilzeit für Mütter oder Kapazitäten der Kindertagesstätten dominiert wird, sondern seine wirtschaftliche Bedeutung für Axel Springer erkennbar bleibt.

Die Förderung von Frauen in Führungspositionen wird dabei nicht in der Nische einer Frauenbeauftragten organisiert. Bis vor kurzem lag das Projekt Chancen:gleich! in der Hand des Leiters unseres Konzerncontrollings. Seit einigen Wochen ist nun der Chefredakteur von SPORT BILD zuständig. Zwei klassische Männerdomänen also. Dass die beiden sich aus voller Überzeugung an die Spitze der Bewegung gestellt haben, fördert den Kulturwandel.

Mit Freude, großem Engagement und aus innerer Überzeugung setzen wir unsere Aktivitäten fort, um ohne starre Quotenvorgaben den Frauenanteil im Unternehmen selbständig und erfolgreich weiter zu erhöhen. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit Sirka Laudon, Leiterin Personalentwicklung auf. Gern laden wir Sie auch zum nächsten Lenkungsausschuss des Projektes Chancen:gleich! ein.

Sie sehen also: wir meinen es ernst. Das Thema genießt bei uns auch im Vorstand hohe Priorität. Vielleicht mögen sie ja einmal Ihre Leserinnen und Leser darüber informieren, was diesbezüglich bei Axel Springer passiert.

Mit besten Grüßen

Dr. Mathias Döpfner

Vorstandsvorsitzender

Axel Springer AG

Querverweis: Mit dem Begriff Frauen* beziehen wir uns auf alle Personen, die sich als Frauen identifizieren oder von der Gesellschaft als Frauen gelesen werden, einschließlich Transfrauen, Intersexuellen, Nonbinary Personen und allen, die sich mit dem weiblichen Spektrum identifizieren, um die Vielfalt und Komplexität von Geschlechtsidentitäten anzuerkennen und einzuschließen.

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