ProQuote-Gespräch mit Miriam Meckel: „Frauen müssen Chancen ergreifen.“

Düsseldorf, 25.6.2015. In ihrer Reihe „Antrittstreffen“ besuchte ProQuote die Chefredakteurin der Wirtschaftswoche (WiWo), Miriam Meckel. Ein Gespräch über Meckels fehlende Fluchtpläne nach St. Gallen, ihre männlichen Personalentscheidungen und den gemeinsamen Kampf pro Quote.

Miriam Meckel

Seit acht Monaten verändert Miriam Meckel als erste Frau auf dem Chefsessel des traditionsreichen Wirtschaftsmagazins parallel Heft und Redaktion. Warum habe sie sich zu ihrer Unterstützung keine Stellvertreterin ins Boot geholt, wollte PQ-Vorstandsvertreterin Birte Siedenburg von der Newcomerin wissen. „Ich bin ja erst einmal als Außenseiterin, als Alien aus der Wissenschaft angetreten,“ antwortete Meckel und erklärte ihre Strategie: „Wenn ich sehr gute Leute in der Redaktion finde, hole ich niemanden von außen, nur weil alle eine Stellvertreterin erwarten.“ Gemischte Teams wären zudem erfolgreicher als homogene. „Wir können als Frauen doch nicht nach Veränderungen rufen, um selbst in Führung dann alles genauso weiter zu machen“, bekannte die Wiwo-Chefin. So könne in keiner Organisation die Kultur gedreht werden.

Gleichwohl hat die neue Chefin für den herausragenden Posten der Berliner Büroleitung dann doch von außen einen Mann ins Team geholt (Gregor Peter Schmitz vom Spiegel). Aus Mangel an Frauen mit ähnlichen Fähigkeiten? „Es hätte schon Frauen gegeben“, erklärte Meckel. Einige haben sich allerdings nicht entscheiden können.

Trotz Meckels bisheriger Personalentscheidungen pro Männer scheint eine Quote für journalistische Führungsposten bei der gedruckten WiWo auf den ersten Blick obsolet: Mit Meckels Einstieg haben zu 37,5 Prozent Frauen bereits das Sagen. Vom ProQuote-Ziel der 30 Prozent auf allen Führungsebenen ist allerdings auch die Traditionsmarke noch weit entfernt: Neben fünf Männern leitet mit Stephanie Heise bislang nur eine einzige Frau ein Ressort – und das in einer Doppelspitze. „Nicht einmal 17 Prozent sind das“, kritisierte Siedenburg. „Eindeutig, das ist noch zu wenig“, gestand Meckel ein.

Gegen den allgemeinen Trend erobern Frauen bei der WiWo indes spannende Nischen: Während viele Redaktionschefs zunehmend ausschließlich Männer sich zu investigativen Einheiten verbrüdern lassen und weiblicher Blick auf Themen somit schlichtweg außen vor bleibt, leitet das Investigativ-Team des Wirtschaftstitels eine Frau. „Und das äußerst erfolgreich“, betonte Meckel.

„Weder inhaltlich noch redaktionell will die 48-Jähige das Magazin krampfhaft auf weiblicher trimmen“, so der Eindruck von ProQuote-Vorständin Siedenburg. „Es gibt in der Wirtschaft keine Frauen- und Männerthemen, sondern relevante und irrelevante“, erläuterte Meckel. Sie achte allerdings sehr darauf, Frauen nicht nur als Protagonistinnen, sondern als Kommentatorinnen und Expertinnen für harte Volkswirtschaftsthemen auch vorne im Blatt sichtbar zu machen. Meckel ist überzeugt: „Zwischen Rollenbildern und Geisteshaltung besteht eine klare Korrelation.“

„Die Quote bleibt ein wichtiges Thema, das immer wieder auf den Tisch muss“, würdigte Miriam Meckel das Wirken von ProQuote. Anderenfalls richteten sich die Organisationen und ihre verantwortlichen Menschen darin ein, „lediglich symbolisch mal eine Welle geschlagen zu haben“.

Vehement widersprach Meckel Gerüchten, nach eineinhalb Jahren Wiwo-Aufmischung wieder zurück nach St. Gallen an die Uni zu gehen. „Ich bin für ausreichend lange Zeit angetreten, um wirkliche Veränderungen hinzukriegen.“

An die Geschlechtsgenossinnen appellierte die Chefredakteurin: „Frauen sollten viel konsequenter die Positionen für sich einfordern, die sie verdient haben.“ Miriam Meckel beobachte seit Jahren „eine gewisse Zögerlichkeit, die Männer nicht zeigen“. Beim möglichen Karrieresprung blockierten Frauen sich nicht selten selbst durch ein zu starkes Sicherheitsmoment. „Frauen müssen sich trauen, bei Chancen schnell zuzugreifen.“

 

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