ProQuote kritisiert erneut eklatanten Frauenmangel bei ZDF-Auslandsberichterstattung / Chefredakteur Frey räumt unbefriedigende Verhältnisse ein

Hamburg, 30.12.2014 – Auch 2015 leiten Frauen lediglich drei der 19 Auslandsstudios des ZDF –  nicht einmal ein Fünftel. „Es ist unbegreiflich, dass das ZDF die Zeichen der Zeit komplett verpennt und eine historische Chance vertan hat, den Anteil von Frauen an der Auslandsfront entscheidend zu steigern“, sagt ProQuote-Vorständin Kathrin Buchner.

In einer umfangreichen Personalrochade besetzte der öffentlich-rechtliche Sender in diesem Jahr die Studioleitungen in Brüssel, Peking, Moskau, Tel Aviv und New York neu. Doch die Zahl der Studioleiterinnen stieg dabei nur von zwei auf drei: Ab Januar verantwortet Susanne Gelhard das Studio London, Dr. Nicola Albrecht Tel Aviv und Anne Gellinek Brüssel.

Dr. Peter Frey © ZDF

„Es ist richtig, dass der Anteil der Frauen bei den Studioleitern im Ausland derzeit nicht zufrieden stellend ist“, räumte ZDF-Chefredakteur Peter Frey auf Anfrage von ProQuote ein. Umso unverständlicher sind nun seine Personalentscheidungen, zumal Frey bereits Anfang 2014 „Nachholbedarf“ konstatiert hatte. Damals wies ihn ProQuote erstmals auf den katastrophal geringen Anteil an Korrespondentinnen hin.

„Wir sind erstaunt, mit welcher Eigenmächtigkeit und Ignoranz Peter Frey sich über den senderinternen Gleichstellungsplan hinwegsetzt“, sagt Buchner. „Es stellt sich die Frage, wie mutwillig verfehlte Personalpolitik einer Institution, die von den Beiträgen der gesamten Bevölkerung finanziert wird, ohne Sanktionen stattfinden kann.“

Dass beim ZDF Geschlecht mehr zählt als Kompetenz, ist besonders bedauerlich, da gerade bei der Berichterstattung in Krisengebieten Frauen oft sogar die besseren Zugänge haben. Dies bestätigte ARD-Frontfrau Golineh Atai, die wegen ihrer Berichte über die Ukraine-Krise zur „Journalistin des Jahres 2014“ gekürt wurde. Polizisten, Soldaten, Milizen und Bürger reagierten offener auf Journalistinnen, da diese weniger bedrohlich wirken würden. Frauen-Teams, so Atai, hätten „positive Auswirkungen auf die Zugänglichkeit der Interviewpartner und auf unsere Arbeitssicherheit“.

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