Projekt Beschreibung

Fast mein gesamtes erwachsenes Leben bin ich gegen die Frauenquote gewesen. Wie viele Frauen meiner Generation, die es aus eigener Kraft „geschafft“ haben, hätte ich die Vorstellung, dasselbe als Quotenfrau erreicht zu haben, als Minderung meiner eigenen Leistung empfunden. Ich war auch der Ansicht, dass die starken selbstbewussten Frauen um mich herum es sehr schnell schaffen würden, in allen Bereichen mit den Männern gleichzuziehen.

Doch dann habe ich jede Menge junge (Medien-)Frauen von der Karriereleiter fallen sehen, weil sie im ungünstigen Alter von Anfang 30 Kinder bekamen und danach nur sehr schwer noch einen Fuß auf die nächste Sprosse bekamen.

Sicherlich hat sich in den letzten zehn Jahres einiges verbessert, aber Frauen mit Kindern oder mit Kinderwunsch haben weiterhin schlechtere Chancen: Teilzeitarbeit und Beförderung sind immer noch ein Widerspruch, Kinderbetreuung nach 16 Uhr oder bei Windpocken ist kaum zu bekommen – und teuer, sodass sich oftmals das Arbeiten kaum lohnt, zumal Frauen nach wie vor schlechter verdienen als Männer.

Also bitte: Das reicht nicht. Das geht nicht schnell genug. Da müssen wir nachhelfen. Und ganz besonders wir in den Medien, denn wenn wir das, was wir von anderen fordern, nicht selber bringen, ist es mit unserem höchsten Gut, der Glaubwürdigkeit, nicht weit her.
Mir fällt keine ernstzunehmende Redaktion ein, die sich nicht für Gleichberechtigung und für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen würde – verbal jedenfalls. Ich finde: Den Worten müssen endlich Taten folgen, die Frauen genau dies ermöglichen.

Christine Ellinghaus, journalistische Beraterin

Foto: Arnd Hoffmann